Auch Lokführer treten auf die Bremse

Mit eigenen Aktionen kämpft die kleine Gewerkschaft GdL für höhere Löhne und mehr Macht im Bahn-Konzern

Die Gewerkschaft der Lokführer wirft Transnet eine zu große Nähe zum Bahnvorstand vor

BERLIN taz ■ Die Kunden dürften diesmal stärker unter den Streiks bei der Deutschen Bahn leiden als in den Vorjahren. Denn neben den gemeinsamen Aktionen der Bahngewerkschaften Transnet und GDBA hat auch die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) ihre Mitglieder zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. „Die Streiks werden auf jeden Fall massiv“, sagte GdL-Sprecher Maik Brandenburger der taz. Wo und wie lang die Lokführer die Züge stehen lassen, will die GdL am Montag bekannt geben. Allerdings dürfte sie sich nicht mit einer 45-minütigen Arbeitsniederlegung wie vor vier Jahren zufrieden geben. Denn es geht den Lokführern diesmal um mehr als nur um Geld.

Dabei sind schon hier die Forderungen beeindruckend. Bis zu 31 Prozent mehr Lohn fordert die GdL. Das Einstiegsgehalt laut Tariftabelle liege bei 1.970 Euro brutto pro Monat, nach vier Jahren Tätigkeit im Konzern seien es 2.142,50 Euro. Die durchschnittlichen Zulagen lägen lediglich bei 300 bis 400 Euro. Gemessen an der Verantwortung, die Lokführer zu tragen hätten, sei dies zu wenig, sagt die GDL und fordert ein Einstiegsgehalt von 2.500 Euro. Der Vorstand der Deutschen Bahn rechnet hingegen vor, dass ein neu eingestellter Zugführer rund 31.000 Euro pro Jahr erhält – inklusive der Zulagen. „Die bekommt aber nicht jeder“, sagt Brandenburger.

Auf die Diskussion über Geld würde sich der Vorstand der Deutschen Bahn trotz aller unterschiedlichen Auffassungen wohl noch einlassen. Anders sieht es aber aus mit der Forderung der GdL nach einem eigenen Tarifvertrag für das Zugpersonal. Bisher verhandelt die Bahnspitze nur mit der Tarifgemeinschaft von Transnet und GDBA. Und das soll so bleiben, findet nicht nur das Management, sondern das meinen auch die beiden großen Bahngewerkschaften. Schließlich solle die Belegschaft nicht gespalten werden.

Die GDL wirft der Transnet aber eine zu große Nähe zum Bahnvorstand vor. Deshalb fordert sie, obwohl sie nur 25 Prozent der Zugbegleiter vertritt, einen eigenen Vertrag für das Personal in den Zügen. Schon während des bevorstehenden Streiks wird die GdL die Trennung von Transnet und GDBA deutlich machen. „Es gibt keine Kooperation“, sagt Brandenburger. STEPHAN KOSCH