UNTERM STRICH

Nach monatelanger Prüfung hat sich das Kunstmuseum Bern entschlossen, das Erbe des umstrittenen deutschen Kunstsammlers Cornelius Gurlitt anzunehmen. Dies gab Direktor Christoph Schäublin am Montag bekannt. Damit geht ein Kunstschatz mit Hunderten von Werken in den Schweizer Besitz. Bilder, die Juden während der Nazi-Zeit geraubt wurden, sollen hingegen zurückgegeben werden, wie Schäublin betonte.

Die bayerischen Behörden hatten 2012 in Gurlitts Wohnung 1.280 Kunstwerke beschlagnahmt, darunter weltberühmte Werke von Künstlern wie Picasso, Chagall, Matisse oder Klee. Das wurde letztes Jahr bekannt. Der damals schon hochbetagte Gurlitt gab an, er habe die Werke von seinem Vater geerbt, der zur Nazi-Zeit ein prominenter Kunsthändler war. Im Mai starb Gurlitt und setzte das Schweizer Museum als Alleinerben ein. Wegen möglicher Ansprüche der Erben einstiger jüdischer Besitzer, deren Kunstwerke möglicherweise nicht rechtmäßig an Gurlitt gingen, hatte das Haus aber lange gezögert. Noch vor seinem Tod hatte Gurlitt eine Vereinbarung mit der Bundesregierung getroffen, nach der die Herkunft von Hunderten Werken überprüft werden soll. Schäublin sagte, es sollten weitere umfangreiche Recherchen angestellt werden. Das Kunstmuseum hatte dazu ebenfalls eine Vereinbarung mit den deutschen Behörden ausgearbeitet. Die bereits eingesetzte Task Force soll demnach ihre Arbeit fortsetzen. Bis zum Abschluss der Ermittlungen sollen die Kunstwerke in Deutschland verbleiben. Neue Informationen zum Stand der Recherche soll es 2015 geben. In München steht zudem ein Rechtsstreit mit Angehörigen Gurlitts an, die Ansprüche auf die Sammlung erheben. Auch dieser muss geklärt werden, bevor die Werke nach Bern gehen.

Schwerpunkt SEITE 4, 5

Kommentar SEITE 1