Gezerre um den Space Park

Zwar existieren bislang weder Website noch sichtbare Erlebnis-Ingrediens, aber der Streit tobt unverdrossen: Akut haben sich die irischen Investoren über die Bremer Wirtschaftsförderung beschwert. Die sei wenig hilfreich gewesen

Für 46 Millionen Euro hat die britische LNC-Gruppe im März 2006 den für die zehnfache Summe erbauten Bremer Space Park gekauft. Bis heute ist außer der neuen Beschilderung –der Koloss aus Beton heißt inzwischen „waterfront“ – nichts Erkennbares passiert. Auf der Webseite, die als Mail-Adresse dient – „lnc-group.de“ – findet sich bisher nichts. Und auch unter dem programmatischen Namenszug „www.waterfront-bremen.de“ findet sich bisher kein werbender Inhalt.

Hinter den Kulissen ist derweil ein Streit um Grundstücks-Arrondierungen entbrannt: Einzelne Flächen des rund 20 Hektar großen Projektes gehören noch der Stadt, insbesondere eine benachbarte, unter Denkmalschutz stehende alte „Getreideumschlagsanlage“. Die irischen Investoren wollen sich das alles sichern. Solange aber noch kein konkretes Betreiberkonzept der LNC-Investoren sichtbar ist, lässt sich der Verdacht nicht ausräumen, dass die LNC das Objekt nur gewinnbringend weiter veräußern will: Das böse Wort von den „Heuschrecken“ geht um.

Die LNC sieht das natürlich ganz anders. Der Internet-Auftritt werde in den nächsten Wochen kommen, heißt es bei der LNC, man arbeite daran. Und jüngst wurde ein Brief öffentlich, in dem sich die LNC beim Bürgermeister über die staatliche Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) beschwert hat. BIG-Chef Ulrich Keller baue Hürden auf, anstatt dem Investor zu helfen, so der Tenor. Hinter vorgehaltener Hand wird erzählt, dass Keller durch äußerste Arroganz aufgefallen sei. In schlechtem Englisch habe er sich selbst nach Dublin eingeladen und dabei auch nicht den Hinweis auf den dortigen Golfplatz fehlen lassen.

Der Vorgang taucht, wenn auch aus anderer Perspektive, in dem vertraulichen Vermerk auf, in dem die BIG dem Bürgermeister den Stand der Verhandlungen darstellen musste. Die BIG habe „versucht, die in Rede stehenden Themen direkt mit der Geschäftsführung in Dublin zu besprechen“, heißt es in dem internen Sachstandsbericht. Und: „Der von der BIG angebotene Termin wurde abgelehnt ...“ Wenn die Chefs der LNC Geschäftspartner einladen, heißt es dazu aus Dublin, dann machen sie das gern selbst; wenn jemand versuche, sich selbst einzuladen, dann sei das nicht die feine englische Art. Der Brief an den Bürgermeister scheint aber gewirkt zu haben. Die Getreideumschlagsanlage soll nun in einem „Anhandgabe“-Vertrag zu heutigen Preisen zugesichert werden.

Auf die Bedingung, dass die LNC zunächst ein „detailliertes Konzept“ vorlegen solle, scheint die BIG zu verzichten. Man habe das Konzept schließlich öffentlich vorgestellt, sagt dazu die LNC.

Und auch über ein anderes Detail wundert sich Jan Miller, der LNC-Mann in Bremen: Eine Beurkundung der Verträge sei für den 9. Juli „in Aussicht genommen“, heißt es in dem Sachstandsbericht der BIG an den Bürgermeister. „Es gibt keinen Beurkundungstermin am 9. Juli“, sagt dazu Miller. Den könne es auch nicht geben, da über den Preis der Getreideanlage noch nie geredet worden sei. KLAUS WOLSCHNER