„Nächstes Mal sind wir besser“

Die Spitze der Linkspartei erträgt keine innerparteiliche Kritik, sagt WASG-Mitbegründer Ralf Krämer. Nur deswegen wurde beim Parteitag kein WASGler in den gemeinsamen neuen Vorstand gewählt

Ist die WASG nun drin oder draußen? Während sich die Kandidaten der Wahlalternative nach dem Berliner Gründungsparteitag vom Wochenende abserviert fühlen, sieht die bisherige Linkspartei keinen Grund zur Klage. Mitnichten habe die 8.800 Mitglieder starke Partei die rund 200 WASGler erdrückt, urteilt Linke-Sprecher Thomas Barthel. Im Gegenteil. Zwei der drei am Wochenende gewählten Vizelandesvorsitzenden hätten einen „WASG-Hintergrund“. Der eine, Wolfgang Albers, ist bereits seit mehr als einem Jahr bei der Linkspartei dabei und seit der Abgeordnetenhauswahl gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion. Die andere, Katrin Möller, habe sich seit 2006 in Pankow um den Aufbau einer gemeinsamen Basisorganisation beider Parteien verdient gemacht, lobt Barthel. Auch sitzen im neuen, 18-köpfigen Linke-Landesvorstand mit Feza Inan und Felix Lederle zwei Ex-WASG-Leute. Der Linke-Sprecher ist die Diskussionen um die richtige Würdigung der Wahlalternativler leid: „Den Streit, wer die wahre WASG-Biografie hat, haben wir lange genug geführt.“ Die auf dem Gründungsparteitag leer ausgegangenen Ex-WASGler von der Initiative Rixdorf werden das nicht gern hören. MLO

INTERVIEW FELIX LEE

taz: Herr Krämer, wie fühlen Sie sich nach dem Parteitag am Wochenende?

Ralf Krämer: Ich bin natürlich sehr enttäuscht. Die Vorschläge der ehemaligen WASG haben bei den Vorstandswahlen überhaupt keine Berücksichtigung gefunden. Stattdessen sind Genossen zum Zuge gekommen, die zwar mal Mitglied der WASG waren, aber seit langem hauptsächlich in der Linkspartei aktiv sind. Die von uns vorgeschlagenen Kandidaten hätten sich kritisch zur Landesspitze eingebracht, aber solidarisch. Das wurde uns nun verweigert.

Haben Sie erwartet, dass ausgerechnet der Teil der WASG abgewatscht wird, der sich in den vergangenen Jahren innerhalb der Berliner WASG für die Fusion starkgemacht hat?

Wir haben es befürchtet. Ich persönlich hatte jedoch gehofft, dass es zumindest der eine oder die andere von uns schafft. Bei einigen wurde das Ziel ja auch nur knapp verfehlt. Offenbar hat die Parteispitze um Klaus Lederer jedoch systematisch darauf hingearbeitet, unsere Vorschläge zu verhindern. Sie hat damit ihre Verantwortung missachtet, im Sinne einer neuen Linken auch kritische Kräfte aus der ehemaligen WASG einzubinden.

Das Gegenargument lautet: 200 WASGler dürften bei rund 8.800 PDS-Mitgliedern allein zahlenmäßig keine große Rolle spielen.

Wir sind bei weitem nicht bloß 200. Alle, die nicht ausgetreten sind, gehören automatisch zur neuen Partei. Ich komme da auf rund 600. Wenn man diese Zahl den 8.800 gegenüberstellt, haben wir auch quantitativ den ein oder anderen Posten im 24-köpfigen Vorstand verdient.

Wie erklären Sie sich das Verhalten der Parteispitze?

Die Linkspartei-Spitze will einerseits auch in Berlin von dem bundesweiten Schwung der neuen Linken profitieren. Andererseits hat sie nicht vor, ihre bisherige Politik kritisch zu hinterfragen. Offensichtlich erträgt es die Parteispitze nicht, innerhalb der Linken kritisiert zu werden.

Haben die Fusionsgegner der WASG um Lucy Redler letztlich doch recht behalten?

Nein. Denn entscheidend bei der Fusion ist ja, dass es sich bei der neuen Linken um ein bundesweites Projekt handelt und Berlin dabei nicht isoliert betrachten werden darf.

RALF KRÄMER, 47, war Mitbegründer der WASG und sitzt nun im Bundesvorstand der Linken.

Das bundesweite Projekt zum Preis dafür, dass die Verbliebenen der einstigen Berliner WASG geschluckt werden?

So kann man das nicht sagen. Die Aufgabe besteht auch in Berlin darin, gemeinsam eine starke neue Linke aufzubauen, die Alternativen zum Neoliberalismus vertritt.

Wie werden Sie nach der Niederlage nun konkret vorgehen?

Wir werden uns in den Bezirken und den anderen Arbeitszusammenhängen einbringen und weiter für unsere Positionen kämpfen, auch außerparlamentarisch. Viele in der ehemaligen PDS teilen diese auch. Dann wollen wir uns auf kommenden Parteitagen besser schlagen.