LESERINNENBRIEFE
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Schwangerschaftsabbruch

■ betr.: „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?“, taz vom 24. 11. 14

Der Schwangerschaftsabbruch wird in der Regel nicht von den Krankenkassen finanziert (außer bei einer medizinischen Indikation). Der Schwangerschaftsabbruch ist eine Sozialleistung, die unverheirateten und verheirateten Frauen mit einem Netto-Einkommen von unter 1.053 Euro bezahlt wird (vgl. www.profamilia.de/erwachsene/ungewollt-schwanger/schwangerschaftsabbruch/kosten.html). Haben Frauen mehr Geld, so müssen sie den Eingriff selbst zahlen. Die Krankenkassen machen vor allem die Verwaltung – mehr nicht. Sie entscheiden nicht! ANNEGRET SIEBE, stellvertretende Landesgeschäftsführerin pro familia, Landesverband Bremen

Themen nur angerissen

■ betr.: „So richten die Kommunisten das Land zugrunde“, taz vom 21. 11. 14

Eine riesige Überschrift, ein vielleicht noch ganz witziges Foto. Dann: „Schwerpunkt Seite 3“. Der Schwerpunkt aber verliert sich in zwei bunten Fotos und einem kleinen Text, der die eigentlich interessanten Themen nur anreißt. Was steht denn nun konkret im Regierungsprogramm? MONIKA SCHITTENHELM, Ludwigsburg

Unsicher und unentschieden

■ betr.: „Ein konsequentes Sowohl-als-auch“, taz vom 23. 11. 14

Der von Gereon Asmuth verfasste Kommentar gibt die Wankelmütigkeit wieder, die ein Markenzeichen der Grünen ist. Er argumentiert, dass die Wankelmütigkeit das Ergebnis einer lebendigen Partei sei. Allein: So viel Wankelmut und ständiges Sowohl-als-auch demonstriert, dass die Partei aus unentschlossenen, in wichtigen Fragen nicht eindeutig Stellung beziehenden Grünen besteht, die unter sich zu keiner Einigkeit imstande sind und sich nicht scheuen, diese Unentschlossenheit an die Wähler weiter zu geben. Kann so eine Partei mitregieren? Wohl kaum. Das würde bedeuten, dass der Wähler bei jeder Entscheidung damit rechnen müsste, dass das Ergebnis Unentschlossenheit ist. Zu viel davon hat nichts mehr mit aufgewecktem Diskussionsbedarf zu tun, sondern mit Unsicherheit und Unentschiedenheit. IMME KLEE, Hamburg

Wo beginnt hier Diskriminierung?

■ betr.: „Ausbruch aus der Sonderschule“, taz vom 19. 11. 14

Bereits die provokante Überschrift soll herausschreien: Ausbruch, Flucht aus einer Anstalt! Sind Sonderschulen denn Gefängnisanstalten, aus denen man fliehen muss? Betroffen sind doch junge Menschen, die aufgrund einer Behinderung in eine Förderschule eingeschult wurden, bevor die UN-Konvention ratifiziert wurde, oder auch die sie heute „freiwillig“ besuchen. Sind diese Schüler bereits ausgesondert? Wo beginnt hier Diskriminierung? Wie sollen sich Eltern fühlen, die sehr bewusst und auch kritisch die leistungsorientierte und auslesende Regelschule für ihr geistig behindertes Kind gerade deshalb ablehnen und es in einer Förderschule tatsächlich optimal lernen lassen?

Solange das herkömmliche selektive Schulsystem noch existiert, bevorzugen wir in der Tat eine Förderschule als schützenden Freiraum für unsere Kinder! Erleben diese Eltern mit ihren Kindern in unserer Kosten-Nutzen-Gesellschaft nicht alltägliche Ausgrenzung, die in der Pränataldiagnostik gipfelt? Menschen mit Behinderungen inkludieren, das ist aktuell unser Mainstream, unser soziales Gewissen; Menschen mit Behinderungen aber am besten erst gar nicht auf die Welt kommen lassen. Wie passt das zusammen? In einer Ausgabe der taz – Inklusionsserie – wurde ein Pädagoge zitiert: „Inklusion ist wie Kommunismus.“ Ein theoretisches Ideal.

Noch eine Anmerkung: Förderschullehrer können nicht (mehr) ihre eigene Schülerschaft „rekrutieren“, sondern die Eltern entscheiden entsprechend der UN-Konvention frei über die Schulform (Niedersächsisches Schulgesetz). Meine Tochter hat das Downsyndrom und besucht eine Förderschule. URSULA EGGERKING, Emden

Was für ein Tollhaus

■ betr.: „Eine schwere Vertrauenskrise“, taz vom 20. 11. 14

Natürlich hat Eric Bonse völlig recht mit der Kritik an Jean-Claude Juncker. Doch frage ich mich noch immer, weshalb es angeblich erst eines von der Presse aufgedeckten „Luxemburg-Leaks“ bedurfte, um die Machenschaften des kleinen Herzogtums öffentlich zu machen. Nun herrscht darüber allenthalben Erstaunen, als sei diese Erkenntnis urplötzlich vom Himmel gefallen, und man gibt sich verärgert darüber, dass der ach so ehrenwerte Herr Juncker damit etwas zu tun haben könnte. Doch für jeden, der es wissen wollte, ist das Wissen über „Steuerparadiese“, selbst innerhalb der EU, keineswegs neu.

Und das ist der eigentliche Skandal: Die Europapolitik hat es natürlich gewusst und in ihrer Mehrheit schlicht schulterzuckend als quasi naturgesetzlich unveränderbar hingenommen. Und einem Finanzminister Schäuble – der sich gern der Urheberschaft der „schwarzen Null“ rühmt und im gleichen politischen Lager wie EU-Kommissionschef Juncker zu verorten ist – scheint sein Ziel durch Haushaltskürzungen ja offensichtlich weit erstrebenswerter als der zwar ertragreichere, jedoch viel anstrengendere Kampf gegen das multinationale Steuervermeidungskartell. Und nun kann sich ausgerechnet der europakritische rechte Rand des Europaparlaments mit seinem Misstrauensvotum als Volksversteher gerieren. Was für ein Tollhaus! KLAUS-ULRICH BLUMENSTOCK, Stuttgart