lübecks scheidender intendant marc adam
: Abschied eines Risikofreudigen

MARC ADAM, 52, war von 2000 an Intendant des Theaters Lübeck und macht ab Herbst in Bern weiter.  FOTO: DPA

Es war ein böses Erwachen für Marc Adam, als er 2001 am Ende seiner ersten Spielzeit als Intendant des Theaters Lübeck Bilanz zog. Da war erstens die Spardiskussion, die den Etat des Hauses beständig in Frage stellte: Sie war von Beginn an prägend für Adams Arbeit in Lübeck. Und dann war da die künstlerische Ausrichtung von Adams Programm, die höchst unterschiedlich aufgenommen wurde. Der studierte Regisseur mixte Klassiker mit unbekannten zeitgenössischen Stücken. Letzteres entzückte zwar mitunter die Feuilletons, führte aber im Lübecker Theater zu einem Zuschauerrückgang um 20 Prozent – was das Haus auch finanziell zu spüren bekam.

„Ich habe geglaubt, die Neugier der Zuschauer auf das Neue sei schneller zu wecken“, sagte Adam im Juli 2001. Im Juli 2007 geht nun seine letzte Spielzeit in Lübeck zu Ende. Verabschiedet hat sich der 52-jährige Straßburger mit einer Warnung an die Kulturpolitik: Man solle die öffentlichen Zuschüsse für Stadttheater nicht zu stark an die Publikumszahlen koppeln. Und man solle den Mut zum Risiko fördern anstatt das Kommerztheater.

In Lübeck allerdings ist erst mal mit dem Gegenteil zu rechnen: Dort hat man den Posten des Intendanten abgeschafft und die Leitungsaufgaben auf drei Schultern verteilt. Operndirektor wird Roman Brogli-Sacher, Schauspieldirektor wird Pit Holzwart und Christian Schwandt wird der neue Kaufmännische Direktor der Theater-GmbH. Das erklärte Ziel des Aufsichtsrats ist, dadurch mehr künstlerische Ausgewogenheit und eine stärkere Ausrichtung auf wirtschaftliche Belange zu erreichen.

Adam wechselt nun als Intendant an das Stadttheater Bern, frustriert von den Finanzproblemen im Theaterbereich, von denen der Franzose anfangs dachte, in Deutschland gebe es diese Probleme nicht. Immerhin wurde beispielsweise die Uraufführung von Per Nørgards „Der göttliche Tivoli“ in dieser Spielzeit ein überraschender Publikumserfolg. Adam: „Da zeigt sich, dass sich im Publikum nicht nur die Bereitschaft, sondern sogar die Erwartung herausgebildet hat, sich mit heutigen Themen zu befassen.“ KLI