Einblick (200)

Art Laboratory: Sandra Frimmel, Christian de Lutz, Regine Rapp, Margareta Tillberg/Kunsthistorikerinnen, bildender Künstler

taz: Welche Ausstellung hat Sie an- oder auch aufgeregt?S.F.: Spannend fand ich Artur Smijewskis (NBK) erbarmungslose Fokussierung auf die Monotonie und eine gewisse Scham des Arbeitsalltags. Das hat mich kurz mit meinem aufreibendem Arbeitsrhythmus versöhnt. C.L.: Elise Florenty bei Uqbar war besonders. In ihren Werken herrscht ein fast perfektes Gleichgewicht zwischen Konzept, Durchführung und „spielerischem Zufall“. R.R.: Thomas Hirschhorns „Stand-alone“ bei Arndt & Partner: radikal und verletzlich offen in der künstlerischen Selbstbefragung, formal-ästhetisch überzeugend durch das Prinzip der Akkumulation. M.T.: Cindy Sherman im Martin-Gropius-Bau, weil jedes Bild ein eigenes Universum ist, das jedes Mal, wenn ich die Arbeiten sehe, wieder ganz anders ist.

Welches Konzert/welchen Klub können Sie empfehlen? S.F.: Die Hanggai Band am 11. 6. im Blow Up. Eine mongolische Band aus Peking, die mongolische Volkslieder interpretiert. C.L.: Ich mag in- und halboffizielle Kiezvereine und Clubs, z. B. den Dodoclub in der fernsten Ecke von Moabit. R.R.: Ich höre gerne JazzFunk in der Junction Bar und gehe überall da hin, wo DJ Nata auflegt. M.T.: Berlin ist die Clubstadt Nummer eins in Europa, wo soll ich da anfangen …?

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleiten Sie durch den Alltag? S.F.: Der Jubiläumskatalog anlässlich des 15-jährigen Bestehens der Galerie Guelman in Moskau. Die Entwicklung der russischen Kunstszene und des Kunstmarktes seit der Perestrojka trägt den Stempel dieses Mannes – wie auch immer man das bewerten möchte. Unterwegs: Sergej Dovlatovs „Die Zone“ – Kaminers sowjetischer Vorläufer. C.L.: „From Dawn to Decadence“ des französisch-amerikanischen Historikers Jacques Barzun. Spannend bis 1900, danach enttäuschend. Ich habe gerade eine Essay-Sammlung von Bruce Chatwin verloren. Sie ist mir aus dem Rucksack gefallen; viel Glück dem neuen Besitzer. R.R.: Das Fragenprojekt-Buch von Fischli/Weiss „Will Happiness Find Me?“ M.T.: A-Ja, eine Emigranten-Kunstzeitschrift, die in den 1970er- und 80er-Jahren über sowjetische Kunst berichtet hat. Außerdem Gedichte von Mascha Kaléko.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen am meisten Freude? S.F.: Frische Himbeeren zum Frühstück. C.L.: Heidelbeeren pflücken im Tegeler Forst. R.R.: Abendliche Dachgarten-Tapas mit einem südfranzösischen dunkelroten Grenache. M.T.: Tango tanzen in der Dämmerung.