Hafen als Heimat

KUNSTFESTIVAL An vier Wochenenden und mit einer Ausstellung setzt sich das Kunstfestival „Wahrschau!“ auf der MS Bleichen mit dem Leben im Hafen auseinander

Eine Reise durch knapp hundert Jahre Hafengeschichte

VON ROBERT MATTHIES

Sich vorsehen und genau hinsehen, das bedeutet „Wahrschau“ in der Seemannssprache. Und genau das sollen die BesucherInnen des gleichnamigen Kunstfestivals rund um Wasser-Themen im weitesten Sinne auf der Veddel in den nächsten Wochen zum vierten Mal tun. Diesmal hat sich die vom Verein Freifrau von Schulz veranstaltete „Kunstkollision“ auf dem Deck und in der Ladeluke des Frachters MS Bleichen das Motto „Hafenkante“ vorgenommen: Gegenstand der vier Themenwochenenden mit Kunst, Kino, Kabarett, Theater, Chansons und Lesungen ist das Leben und die Arbeit im Hafen und auf dem Wasser.

Gemeinsam mit Kuratorin Friederike Schulz begeben sich dabei unter anderem der Schauspieler Felix Kramer, der singende Seemann Nagelritz, der Krimiautor Gunter Gerlach und die Lesebühne Längs mit Unterstützung von Hark Bohm, Götz George, und natürlich Hans Leip und Hans Albers auf die Reise durch knapp hundert Jahre Hamburger und deutsche Hafengeschichte.

Fortgesetzt wird derweil die Ausstellung „Von einem der auszog, konstruktiv zu sein“: Friederike Schulz und die Filmemacher Jörg Bookmeyer und Frank Müller deuten mit Audioinstallationen, Kunst- und Dokufilm, Fotografien und mannshohen Erinnerungsobjekten den Nachlass des vor zwei Jahren 96-jährig verstorbenen DDR-Flüchtlings, Ingenieurs, Schiffskonstrukteurs und Kuratorinnen-Großvaters Kurt Schultz: dessen Schicksal steht dabei nicht nur exemplarisch für eine ganze Nachkriegsgeneration, sondern auch für ein ganz besonderes Heimatgefühl: dreifach aufgerissen wurde es schließlich im Verlauf der Jahre durch die Arbeit im Hafen ersetzt.

■ Fr, 29. 7. bis So, 21. 8., MS Bleichen, Australiastraße, Schuppen 50-52; www.wahrschau.com