LESERINNENBRIEFE
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Mehr Sicherheit. AKW abschalten

■ betr.: „Reflexdebatte über innere Sicherheit“, taz vom 26. 7. 11

Seltsame Reflexe haben die von der Datensammelwut Befallenen. Kein Anlass ist ihnen zu blöde, um in pawlowscher Manier mit dem Schrei nach Vorratsdatenspeicherung zu reagieren.

Ob sie in ihren großen Datenvorräten auch wiederfinden, dass der norwegische Attentäter vier Schweizer Atomkraftwerke als Anschlagsziele anvisierte? Die angemessene Reaktion wäre: Mehr innere Sicherheit wagen, schneller raus aus der Atomenergie! Es gibt keinen Grund für die Bestandsgarantie bis 2021 von Terrorzielen mit radiotoxischem Potenzial.

Doch blind vor Sammelwut horten sie ausgerechnet alles, was sie über die antifaschistischen Widersacher von Breivik und Konsorten finden – zum Beispiel die Handydaten aus Dresden. Aber auch über AtomkraftgegnerInnen, die kriminalisiert wurden und werden, weil sie zeigen, dass die Atomkonzerne allem im Weg stehen, was zu mehr Effizienz, mehr Bürgerbeteiligung und mehr Dezentralität führt – und somit zum Abbau von hochgefährlichen Terrorzielen.

EVA STEGEN, Freiburg

Motiv Rassismus

■ betr.: „Ein Täter, viele Anstifter“, taz vom 26. 7. 11

Der taz-Aufhänger beschreibt den rechtsextremen Hintergrund des norwegischen Massakers besonders treffend. Die deutschen „Volksparteien“ zählen nämlich mit zu den zahlreichen Anstiftern dieses Verbrechens.

Ungeachtet des Wehklagens eines Siegmar Gabriel, dass hier Menschen für ihre sozialdemokratische Gesinnung gestorben seien, oder des Appells der Kanzlerin Angela Merkel, dem Hass gegen Menschen den Kampf anzusagen, bleibt festzuhalten: Beide Parteien haben den Anstiftern in den eigenen Reihen keinen Einhalt geboten.

Die SPD hat sich nicht getraut, den Demagogen Thilo Sarrazin aus der Partei auszuschließen, die CDU kennt nur noch die Forderung nach Vorratsdatenspeicherung als Antwort auf die norwegischen Terroranschläge und lässt statt dessen den niedersächsischen CDU-Innenminister Uwe Schünemann weiterhin bedenkenlos verfolgte Asylbewerber abschieben. Das ist in meinen Augen nichts anderes als staatlich geduldeter bzw. staatlich verordneter Rassismus. Und dieser Rassismus zählt zu den wesentlichen Motiven des norwegischen Attentäters Breivik.

Die Verlautbarungen dieser Parteienvertreter sind unerträglich verlogen. Die Betreffenden sollten sich angesichts der norwegischen Toten schämen und endlich schweigen! JÖRG HUTTER, Bremen

„Killer“ fallen nicht vom Himmel

■ betr.: „Er kriegt nicht, was er wollte“, taz vom 27. 7. 11

„Hier grinst die Killer-Bestie“, titelte die Bild-Zeitung in gewohnt reißerischer Manier über den norwegischen Attentäter. Doch diese dramatisch inszenierte Empörung und Betroffenheit mutet bei dieser Zeitung schon einigermaßen heuchlerisch und verlogen an, denn die kruden Vorstellungen des Attentäters zur angeblichen Gefahr durch Überfremdung, durch gesellschaftliche Offenheit, Toleranz und multikulturelles Miteinander kann man so oder so ähnlich sicher auch in Ausgaben der Bild wiederfinden.

Und „Killer-Bestien“ fallen nun mal nicht einfach so vom Himmel. Kein Mensch wird als kalter Mörder geboren, sondern oft wird ein krankes, verwirrtes Hirn von noch krankeren Ideen genährt und aufgehetzt. Alle jene, die (wie Bild und zum Beispiel Thilo Sarrazin) seit Jahren keine Gelegenheit auslassen, um menschenverachtende, rassistische, ausgrenzende Hetze gegen Ausländer und speziell gegen das neue Feindbild, den Islam, zu betreiben, bilden mit ihren diffamierenden Thesen den Nährboden für solche irrsinnigen Taten.

JOSIE BOCKHOLT, Aachen

Was ist das „Innen“?

■ betr.: „Der Feind von innen“, taz vom 25. 7. 11

Welche Merkmale des Attentäters lassen die taz vermuten, „Der Attentäter von Oslo und Utoya kam aus der Mitte der Gesellschaft“? Was ist das „Innen“ einer Gesellschaft und was definiert die Zugehörigkeit zur „Mitte“? MARGRIT GEHRHUS, EIKE BOLLAND, Kassel

Ein breites Grinsen

■ betr.: „Aus der Luft fingen wir Götter“, taz vom 1. 7. 11

Meine erste Reaktion auf die Überschrift und die kurze Inhaltsangabe darunter war Überraschung; denn jemand denkt an den 40. Todestag von Jim Morrison.

Meine zweite Reaktion war ein breites Grinsen, als ich den Verfasser des Artikels las: Klaus-Peter Klingelschmitt (Angehöriger der Generation 50 plus); wer auch sonst!

Ein herzliches Dankeschön für diesen tollen Beitrag von der Generation 40 plus. ANDREA PEITZ, Heusweiler