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Kurz vor den Sommerferien, das heißt ja immer auch gleich, die meisten Bands haben sich bereits auf den Weg gemacht, um die Beck’s-, Mercedes- und Sonstwas-Bühnen der diversen Festivals zu bevölkern und in der Stadt bleibt der traurige Rest zurück inklusive schlechtem Wetter und – nennen wir es mal so – besinnlicher Stimmung, die beide auf Festivals prinzipiell nicht herrschen. Macht nichts. Die unsommerlichen Klänge in dieser Woche in dieser Stadt gehen beispielsweise so: Musik für den Sonntag gibt es bereits am Samstag, wenn die Hamburger Molton ihre im Juni veröffentlichte CD live vorstellen. Dabei hat die Gruppe bereits mit ihrem Namen ein glückliches Händchen bewiesen, denn so wie der Stoff handelt es sich hier um etwas, das man ohne Weiteres auf die Begriffe „angeraut“ und „weich“ und „vorzugsweise schwarz“ bringen kann. Bei aller damit einhergehenden Unbestimmtheit darf auch schlicht Post-Rock dazu gesagt werden. Live klingt das im Gegensatz zum Tonträger noch einmal deutlich energischer und lauter und was man auch erfährt: der Sänger ist der Trommler, was oft gut aussieht.

Musik für den Sonntag auch am Montag: Lambchop, das ist ein als „leiseste Bigband dieser Tage“ deklariertes vielköpfiges Musikerkollektiv aus Nashville, von dem man in seinen besten Momenten denkt, es sei nur ein Quartett, obwohl alle mitmusizieren. Lambchop, das ist auch der so genannte „Neue Nashville“-Sound, der wohl u. a. deshalb so heißt, weil er weder musikalisch noch inhaltlich so limitiert daherkommt, wie die Klischeevorstellung von dieser Musikgattung es will. Stattdessen hat die frei flottierende Band auf ihren mittlerweile neun Alben eine solche Bandbreite an elegischen und kargen Sounds und Stilen produziert, die nur mit viel gutem Willen noch auf das Wort „Country“ gebracht werden können. Und nicht zuletzt ist Lambchop keine Band für die Beck’s-Bühne, obwohl auch sie das eine oder andere Festival des Sommers mitnehmen, sondern für die intime Halle, in der diese Musik gewordene Carson McCullers jeden Winkel ausfüllt mit lakonischen Geschichten von Leuten, die Pech und Glück im Unglück haben.

Besinnliche Atmosphäre will und soll bei Hey Willpower nicht aufkommen. Nicht zum ersten Mal geht es stattdessen darum, den „Punks“ den musikalischen „Mainstream“ beizupulen bzw. stocksteifen Alternative-Hipsters einen discomäßigen Hipswing. Diese um Will Schwartz von „Imperial Teen“ gepaarte Gruppe bezeichnet sich selbst als „Hybriden aus Mainstream-Pop und Punk-Haltung“ und meint die Sache ernst bis toternst, was vielleicht auch dadurch unterstrichen wird, dass das Ganze in den USA im Vorprogramm von „Le Tigre“ präsentiert wurde. Man darf sich auf eine tanzbare Mixtur gefasst machen, die bei Martin Frys ABC beginnt, Prince überrollt, um schnurstracks zwischen Shakira und Nelly Furtado Platz zu nehmen NILS SCHUHMACHER

Molton: 7. 7., 21 Uhr, Astra-Stube Lambchop: 9. 7., 21 Uhr, Uebel & Gefährlich Hey Willpower, DJ Steve Aoki aka Kid Millionaire, DJ Smithee: 10. 7., 21 Uhr, Hafenklang