KINDER

sucht nach den schönsten Spielsachen

SYLVIA PRAHL

Wir behaupten ja gar nicht, wir hätten es nicht gewusst. Die ersten Spekulatius-Päckchen strahlten uns schließlich bereits – Rekord! – Anfang September aus dem Supermarktregal heraus an, kurz darauf begann schon die selige Mandarinenzeit. Und dennoch sind wir wie alle Jahre wieder fürbass erstaunt, dass am Sonntag der 1. Advent ist. Schnell die Krippe, die bei uns „Happy Jesus Set“ heißt, rausgekramt und dann ab zum „Adventsgestecke und -kränze selbst gestalten“ im Freilandlabor des Britzer Gartens. Dort winden und dekorieren Kinder und Erwachsene am Sonntag ab 11 Uhr mit Zapfen, Früchten, Zweigen und sonstigen naturnahen Materialien Kränze und Gestecke (Verwaltungsgebäude Sangerhauser Weg 1, Kosten je Gesteck ab 3 € plus Dekomaterial).

Und wie es so ist in der Vorweihnachtszeit, haben Filme mit Armut, (Un-)Gerechtigkeit und unschuldig benachteiligten Kindern Hochkonjunktur. Warum dann nicht gleich das wahrscheinlich erste Sozialdrama der Filmgeschichte ansehen, das zugleich zu den besten zählt? Am Samstag läuft um 18.30 Uhr im MachMitMuseum in Prenzlauer Berg Charlie Chaplins Meisterwerk „The Kid“. Darin nimmt sich Charlie, arm, aber guter Dinge, einem Findelkind an und zieht es liebevoll auf. Als nach fünf Jahren Charlie das Kind weggenommen und in einem Waisenhaus untergebracht werden soll, dann auch noch die Mutter des Jungen wiederauftaucht, überschlagen sich die Ereignisse, und Charlies Kampf für eine gemeinsame Zukunft mit dem kleinen John ist aus eigener Kraft kaum zu gewinnen. Der 51-minütige Stummfilmklassiker von 1921 wird mit der hauseigenen Orgel begleitet, im Anschluss können die Kids mit verschiedenen Kleininstrumenten eigene Musik zum Film komponieren (Eintritt 5,50 €).

Ebenfalls fremde Hilfe benötigen die Hans Wurst Nachfahren. Deren letzte Saison im Haus am Winterfeldtplatz hat geschlagen. Wenn nicht noch ein Wunder passiert und der Investor, der das Haus gekauft hat und es nun umnutzen möchte, plötzlich ein selbstloser Unterstützer guten Kindertheaters wird, oder der Senat plötzlich eine Eingebung hat. Bis dahin hilft nur, die Onlinepetition zu unterschreiben und noch mal fleißig die immer mitreißenden Aufführungen besuchen. Am Samstag und am Sonntag wird jeweils um 16 Uhr im Wald die Luft angehalten, wenn die Maus den furchteinflößenden, aber tumb-doofen „Grüffelo“ mitsamt heißhungriger Waldtierbelegschaft in Sachen Hinterlistigkeit übertrumpft und sie spüren lässt, dass wahre Stärke nichts mit Körpervolumen und schrecklichen Tatzen zu tun hat (2 16 79 25, 6,50 / 7,50 €).