MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

TIM CASPAR BOEHME

So eine Konzertwoche will immer richtig modelliert sein, muss einen Fluss ergeben wie bei einem DJ-Set oder durch gezielte Kontraste belebt werden, aus denen sich dann die nötige Spannung von Abend zu Abend ergibt. Schließlich möchte man die Woche ja auch einigermaßen unbeschadet überstehen. In diesem Fall gibt es gleich zwei alternative Anfangsszenarien. Szenario A beginnt mit ruhigen Klängen: Am Donnerstag ist der Singer-Songwriter Mdou Moctar aus Niger im Monarch zu Gast, wo er seine elektronische Version klassischer Tuareg-Gitarrenmusik darbietet. Neben Saiteninstrumenten verwendet Moctar auch schon mal Synthesizer, alles in allem dominieren bei ihm aber Gitarre und Gesang mit Klängen, zu denen man sich entspannt zurücklehnen kann (Skalitzer Str. 134, 21 Uhr, 12,50 €).

Gut festhalten sollte man sich dafür in Szenario B. Ebenfalls am Donnerstag kommt nämlich die italienische Band ZU ins Berghain, und deren komplexer Noise-Rock ist vor allem fordernd, energisch und scheut sich nicht vor beherzter Geräuschentwicklung. Gleiches kann man vom Gitarristen Caspar Brötzmann sagen, der sich am selben Abend zum ersten Mal gemeinsam mit dem Electropunk-Produzenten T.Raumschmiere auf die Bühne stellen wird. Besuch auf eigene Gefahr! (Am Wriezener Bahnhof, 21 Uhr, 21 €)

Wer Szenario B gewählt hat und noch über ausreichend Kraftreserven verfügt, hat am Freitag im Ausland Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, dass auch Improv-Musiker es mal so richtig krachen lassen können: Monno, ein helveto-kanadisches Noise-Quartett mit Sitz in Berlin, wird dort mit einiger Wahrscheinlichkeit die Wummskraft von ZU noch einmal überbieten, und das ganz ohne Gitarren (Lychener Str. 60, 21 Uhr).

Am Montag spätestens ist dann wieder ein wenig Erholung angeraten. Die bekommt man bei der Formation Ronny Graupes Spoom mit zurückgenommenen Jazz-Arrangements, in denen nur scheinbar wenig geschieht. Wie nuancenreich man mit vordergründig konventionellen Mitteln arbeiten kann, zeigt das Trio im Grünen Salon der Volksbühne (Rosa-Luxemburg-Platz 2, 21 Uhr, 11,30 €).

Zum ambivalenten Ausklang der Woche empfiehlt sich am Mittwoch ein Konzerts der britischen Experimentalpopmusikerin Inga Copeland in der Kantine am Berghain. Copelands Solodebüt „Because I’m Worth It“ gehörte in diesem Jahr zu den eigenwilligsten und bemerkenswertesten Beiträgen auf dem Gebiet des spröde-spartanischen elektronischen Pop und hält wunderbar die Schwebe zwischen Gelassen- und Angespanntheit – auf ins Offene! (Rüdersdorfer Str. 70, 21 Uhr, 10 €).