Auf Teufel komm raus

TEUFELSBERG Berlin möchte das Gelände mit aller Macht zurückkaufen – doch der Eigentümer setzt auf Blockade. Den künftigen Regierenden treibt das zur Weißglut

„Wollen wir, dass die Entwicklung weiter blockiert wird?“

MICHAEL MÜLLER, FASTREGIERENDER

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Es muss schon viel passiert sein, wenn SPD-Bausenator Michael Müller seinem Ärger öffentlich richtig Luft macht. Der Teufelsberg ist wohl so ein Frustthema für ihn. In der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung am Mittwoch im Abgeordnetenhaus reagierte der Nochsenator sichtlich gereizt auf die Frage, wie es weitergeht mit der Endlosgeschichte Teufelsberg samt der maroden US-Abhörstation.

„Seit 20 Jahren geschieht hier nichts. Berlin wird von den Eigentümern hingehalten, die alle Chancen hatten, dort etwas zu machen. Wollen wir, dass die Entwicklung des Teufelsbergs weiter blockiert wird?“, polterte Müller in Richtung Hartmut Gruhl von der privaten Eigentümer- und Investorengemeinschaft Teufelsberg (IGTB) aus Köln. Müllers Frust rührt besonders daher, dass die Interessen des Landes Berlin und die der Eigentümer sich immer weiter auseinanderzubewegen scheinen. Der letzte Versuch, an einem runden Tisch mit allen Akteuren Perspektiven für das Gelände im Westen der Stadt zu entwickeln, scheiterte Mitte dieses Jahres.

Zur Erinnerung: Hartmut Gruhl und andere haben die berühmte US-Abhörstation mit den markanten weißen Radarkugeln nach dem Abzug der Alliierten erworben. Ihre Pläne aus den 1990er Jahren, auf dem 115 Meter hohen Trümmerberg Hotels, Luxuswohungen, Ateliers oder Gastronomiebetriebe zu errichten, platzten jedoch alle.

Der Aussichtsort verfällt seither. Das Land Berlin hat kürzlich signalisiert, die ehemalige Abhörstation zurückkaufen und, mit Ausnahme der denkmalwerten Bauten, das Gelände renaturieren zu wollen. Es soll zudem als Erholungsort öffentlich nutzbar und zugänglich werden. Gegen diese Pläne mauert Gruhl.

Parteiübergreifend einig

Im Stadtentwicklungsausschuss war man sich am Mittwoch parteiübergreifend einig, dass der Senat seine Pläne zum Erwerb trotzdem weiterverfolgen müsse. Daniel Buchholz, SPD-Bauexperte, betonte, dass das Teufelsberggelände nicht völlig zur Ruine verkommen dürfe. Das Land Berlin müsse alles daransetzen, das Areal zu kaufen, um es zu einem öffentlichen Natur-, Geschichts- und Ausflugsort auszubauen. Er forderte Gruhl auf zu kooperieren.

Zustimmung erhielt Buchholz von Katrin Lompscher (Linke) und Stefan Evers (CDU), die ebenfalls meinen, dass der Teufelsberg „wieder in die öffentliche Verantwortung überführt werden muss“, so Evers. Sollte jedoch mit den Eigentümern keine Einigung erzielt werden, „muss ein Plan B vom Senat“ herangezogen werden, orakelte Evers. Wie dieser Plan aussehen könnte – ob Enteignung, Geld in dreistelliger Millionenhöhe, Occupy – ließ der CDU-Politiker offen.

Gruhl beharrte in der Sitzung auf seinen Vorstellungen für den Teufelsberg, den er aktuell zu einem „Künstlerquartier“ umbauen will. Einen Verkauf beabsichtige er nicht, sagte er. Gruhl forderte den Senat auf, seine Pläne zu unterstützen. Michael Müller sagte dazu nichts, seine Augen verengten sich aber.