UNTERM STRICH

Immer diese Nackten! In Oberhausen wird weiter über Aktmalerei diskutiert. Anfang November hatte die Oberhausener Gebäudemanagement-Firma OGM, die der Stadt gehört, drei Bilder der Künstlerin Maria Mancini aus dem Foyer des Technischen Rathauses Oberhausen entfernt. Sie hatten dort im Rahmen einer Ausstellung mit weiteren Werken der Künstlerin nur drei Tage gehangen. „Wir hatten rund 30 Beschwerden von Bürgern in kurzer Zeit“, sagt Alexander Höfer, Sprecher der OGM. Auf Bitten der OGM habe die Künstlerin drei Bilder abgehängt, andere Bilder ohne nackte Frauen konnten bleiben. „Ausstellungen im öffentlichen Raum wie hier dürfen nicht zu Verärgerung führen. Die Bürger sollen sich ja wohlfühlen in der Umgebung“, begründet Höfer die Entscheidung. „Das ist ja nicht wie in einer Galerie oder im Museum, wo der Besucher weiß, dass er sich gleich mit Kunst auseinandersetzen wird.“ Die drei fraglichen Bilder, die jetzt wieder in Mancinis Atelier stehen, zeigen unbekleidete Oberkörper und entblößte Brüste von Frauen. In ihrer Pose erinnern die Frauen an magersüchtige Versionen von klassischen Venus- oder Eva-Darstellungen der Renaissance. Die Künstlerin sagt: „Nacktheit gehört zur Kunst. Ich konnte nicht fassen, dass es heutzutage noch solche Grenzen gibt.“ Sexualität und nackte Haut seien in vielen, auch nicht künstlerischen Darstellungen präsent. Sie sei enttäuscht und traurig. Für die Ausstellungskonzeption habe sie sich lange Gedanken gemacht: „Jetzt ist da eine große Lücke. Das ist respektlos mir als Künstlerin gegenüber.“ Auch der Kulturdezernent der Stadt, Apostolos Tsalastras, zeigt kein Verständnis für die Entscheidung der Gebäudemanager: „Das ist Quark, die abzuhängen.“ Im öffentlichen Raum müsse man sich zwar gut überlegen, ob und welche Kunst man zeigen will. „Wenn ich mich dafür entscheide, das zu tun, dann darf ich es auch nicht abhängen. Das ist dann Zensur. Und Kunst zensiert man nicht“, sagte Tsalastras.