Bitte mehr Tourismus

WAHL SPD-Kandidat für Bürgermeisterposten will Köpenick besser inszenieren

Die Kreuzberg-Touristen „können alle zu uns kommen“

SPD-KANDIDAT OLIVER IGEL

„Fifty-fifty“. Das sagt Oliver Igel (SPD), wenn man ihn nach seinen Chancen für das Amt des Bezirksbürgermeisters von Treptow-Köpenick fragt. Die anderen 50 Prozent gebühren dann wohl Ines Feierabend als Kandidatin der Linken. Die Wahl fällt zwischen einem 33-jährigen Sprössling der Köpenicker Bezirkspolitik und einer 46-jährigen Lehrerin, die sich jahrelang durch die Untiefen des Marzahner Sozialamts wühlte.

Noch aber ist Gabriele Schöttler (SPD) im Amt. Eine umstrittene, bisweilen als überfordert geltende Bezirksbürgermeisterin, die „sich aber immer gern mitreißen ließ und mitreißen konnte“, heißt es aus der Fraktion der Linkspartei. Eine, die am Ende die Nase voll gehabt haben soll von den Querelen und dem fehlenden Rückhalt in der eigenen Partei. Weil sie sich „mehr der Familie widmen“ wolle, zieht sich Schöttler zurück – und machte damit den Weg frei für den jungen Igel.

Seit er 18 ist, ist Oliver Igel in der SPD, seit 2006 Fraktionsvorsitzender im Bezirk. Der geborene Köpenicker will nach der Wahl zum einen dafür sorgen, dass der Tourismus im grünsten Bezirk Berlins ankommt. „Bei allen negativen Auswirkungen des Flughafens wollen wir davon auch profitieren“, sagt Igel. Touristische Perlen wie die Altstadt-Insel, der Treptower Park, der Müggelsee sollen mehr als nur einen Halbtagesausflug wert sein. Und wenn Bezirke wie Mitte und Kreuzberg über die Touristen stöhnen, dann „können die doch alle zu uns kommen“. Die Übernachtungskapazitäten seien da, ein ansprechendes Rahmenprogramm will Igel im Falle seiner Wahl fördern. Sein zweites großes Ziel: Bürger und Verwaltung einander näher bringen.

Bei der Wahl 2006 hatte die SPD knapp 34 Prozent der Stimmen gesammelt, die Linke brachte es auf 28 Prozent. Falls Letztere diesmal den Sprung zur stärksten Fraktion schaffen sollte, dann kommt Sozialexpertin Ines Feierabend ins Spiel. Sie ist seit zehn Jahren in der Politik aktiv, vorher leitete sie das Sozialamt in Marzahn. Seit der letzten Wahl ist sie eine von zwei Stadträten der Linken im Bezirk und verantwortet den Bereich Soziales und Gesundheit. Feierabend sei eine, die wisse, wie man einen Hartz-IV-Bescheid liest, heißt es aus ihrer Fraktion. Auch die 46-Jährige will für mehr Bürgerbeteiligung an politischen Entscheidungen eintreten.

Neben der Frage der Neubesetzung des Chefpostens im Köpenicker Rathaus wird im September an den Urnen auch entschieden, wie viel Platz die Treptower-Köpenicker der NPD einräumen. Im Stammbezirk von Bundeschef Udo Voigt konnte die rechtsextreme Partei bei der letzten Wahl 2006 starke Stimmenzuwächse verbuchen. Neben Voigt sitzen zwei weitere Vertreter in der Bezirksverordnetenversammlung. MANUELA HEIM