Lieber gleich der Senator

Die Eröffnung der HFBK-Jahresausstellung stand im Zeichen des Gebührenboykotts. Mittlerweile ist der CDU-Bildungsexperte gesprächsbereit. Doch die Studierenden bevorzugen den Senator

von KAIJA KUTTER

„Weißt du, was hier geplant ist?“ Achselzucken bei den StudentInnen, die auf der Eingangstreppe der Kunsthochschule (HFBK) sitzen. Keiner weiß es so richtig. Alle warten auf Martin Köttering, den Präsidenten. Die Wolken ziehen sich zusammen. Zwei junge Männer montieren Hunderte weißer Regenschirme zu schützenden Gebilden zusammen. StudentInnen und Lehrende harren vor dem Portal des ehrwürdigen Schumacherbaus am Lerchenfeld aus, viele mit einem roten Aufkleber am Revers, darauf ein großes „EX“ und ein kleines „matrikulation“ und ein Fragezeichen.

Auf dem Boden sitzen Studentinnen und falten Schwalben aus den Kopien der Mahnungen, die das „Servicebüro der HFBK“ vor einer Woche an 290 Studierende verschickte. Darin wird gemahnt, die fällige Studiengebühr von 500 Euro bis zum 9. Juli zu überweisen. Sollte dies nicht geschehen, „werden wir Sie gemäß § 42 Abs. 2 Nr. 5 HmbHG exmatrikulieren müssen“.

Köttering erscheint und spricht. Die Schwalben fliegen aus dem dritten Stock, treffen ihn nicht. In der Birke hinter dem Rednerpult ein Transparent, auf dem eine vermummte Studentin den Stinkefinger zeigt: „Wir zahlen nix“. Köttering dankt den Gästen. „Dass Sie in der schwierigen Lage, in der 70 Prozent der Kunststudenten von Exmatrikulation bedroht sind, durch Ihr Kommen Solidarität zeigen, schätze ich sehr.“

Und er hat eine Nachricht. Er habe heute mit der Regierungsfraktion ein Gespräch mit folgendem Ergebnis geführt: Der wissenschaftspolitische Sprecher der CDU, Wolfgang Beuss, wolle sich am Freitag im Rathaus mit drei Sprechern der Boykotteure unterhalten. „Wählen Sie drei Sprecher und nehmen das Gesprächsangebot an“, appeliert er an die Studierenden.

Vereinzelte Buh-Rufe, im Hintergrund von der Straße ein Hupkonzert. „Hupen gegen Studiengebühren“. Die Menge bleibt nach der Rede stehen. Es dauert, bis ein Student zu Köttering kommt und ihn auffordert, einen symbolischen 500-Euro-Schein zu zerschneiden, der das Eingangsportal verklebt. Wer dann Einlass begehrt, muss dafür einen Solidaritätszettel unterzeichnen. In den Klassen der HFBK sind die Kunststücke ausgestellt, manche mit dem Exmatrikulations-Aufkleber versehen, andere mit einer schlichten Rechnung daneben. Ein Gespinst aus feinem Rosshar zum Beispiel kostet neben 270 Euro Material in diesem Jahr zusätzlich 275 Euro Semestergebühr und 500 Euro Studiengebühr.

Was er zur Argumentation der Anwälte sage, dass seine Hochschule gar nicht jetzt, sondern frühestens Mitte Oktober exmatrikulieren dürfe, wird Köttering gefragt. Das mache doch „keinen Unterschied“, antwortet er. Auch wenn es erst zwei Monate später sei, müsse man laut Gesetz exmatrikulieren. Köttering: „Auch die Politik hat hier keinen Spielraum. Selbst der Bürgermeister kann dieses Gesetz nicht in drei Monaten ändern.“ Gleichwohl räumt er ein, er wolle sich „mit seinen Anwälten beraten, ob es diesen Spielraum gibt“.

Etwas Bewegung also beim Chef der HFBK. Die Studierenden werden den heutigen Gesprächstermin mit der CDU wohl nicht wahrnehmen, denn ihre nächste Vollversammlung findet erst am Montag statt. „Wir wollen uns nicht in eine falsche Hektik hineinmanövrieren“, sagt Benjamin Renter aus dem Vorstand des „Verein zur Förderung eines Gebührenfreien Studiums“, der die Boykottgelder verwaltet. Auch fände ein Gespräch so nicht auf Augenhöhe statt. „Wenn wir einen Termin machen, dann eher am Mittwoch und auch gleich mit Senator Dräger.“