berliner szenen Wodka auf Laminat

Iceland Party People

Nach einem perfekten Badeurlaub mangels Busshuttle und überdachter Gateway im sommerlichen Berliner Eisregen zum Terminal rennen zu müssen, ist eine unglückliche Konstellation. Aus Dortmund oder Essen kommend oder Reykjavík, stellt sich einem das aber anders dar. Dass man auf dem Flughafen Schönefeld Gefahr läuft, eingeschlossen zu werden, wenn man auf dem Weg zur Gepäckausgabe trödelt, kann man auch lustig finden. Dass eine Kneipe wegen zu geringer Deckenhöhe geschlossen wird, wie in Reykjavík, hat man bei uns wiederum noch nicht erlebt, und der Alkohol ist hier sowieso billiger. Berlin kann davon nur profitieren. Denn die jungen Leute aus Dortmund, Essen und Reykjavík bringen eine Euphorie in die Stadt!

In Davids Küche, wo sich wieder die isländische Exilanten-Szene versammelt hatte, wurden dazu Cocktails improvisiert und Fragen gestellt: Wie ließe sich die Tiefsee in einer Philosophie des Lichts unterbringen? Sind Gefühle bloß unausgereifte Gedanken? Warum ist das Klo immer besetzt? Wo ist das Eis? Zusammenkünfte wie diese sind schon mit zerlegtem Mobiliar und dem Inhalieren von zerkleinerten Zimmerpflanzen geendet. Doch nie gewaltsam, sondern sozusagen in freundlicher Übereinkunft – mit dem Mobiliar und den Pflanzen und mit David, der seine Wohnung dafür gern zur Verfügung stellt. So sind sie, die Isländer. Dass auch die größte Euphorie ihre Downs hat, ist ja klar. Bei David war das der Moment, als eine mit Wodka Lemon gefüllte Karaffe vom Couchtisch fiel. Eine Weile beobachteten alle die sich zügig auf dem Laminat ausbreitende Flüssigkeit. Einige hörten sogar auf zu tanzen. Jemand lief in die Küche, um etwas zum Aufwischen zu holen, kam aber nie zurück. SASCHA JOSUWEIT