Müll stinkt nicht

Was andere wegwerfen, will die Firma „WEBY“ bezahlen. Der neueste Trend: die kreative Müllverwertung

Müll wird immer begehrter. Müll ist der letzte Schrei. Moment mal. So einfach schlucken Sie diese Meldung nicht? Sie denken an dieses schmierige, stinkende Zeug, das an heißen Tagen ganze Straßenzüge olfaktorisch über den nachbarlichen Speiseplan der letzten Woche in Kenntnis setzt? Und an die ekelhafte Brühe, die durch den Dauerregen aus den Tonnen auf die Bürgersteige rinnt? Dieses Dreckszeug? Eben lag es noch auf der Straße, heute liegt es im Trend? Mitnichten. Denn es geht hier um eine neue Generation von Müll. Um Datenabfall also? Den lange erwarteten Müll 2.0? Nein, das ist die falsche Assoziation. Die neue Generation ist sauber, sie ist lukrativ und, im Zuge der mit ihr verbundenen Aktivitäten, durchaus sportiv.

„Cash for Trash“ – eine Utopie wird endlich Alltagsrealität. Geradezu göttlich ist der Plan der in Himmelpforten ansässigen WEBY (sprich „wie-bai“) GmbH, die deutschlandweit Filialen eröffnen möchte, an denen es Bares gegen Wurstpellen und Joghurtbecher gibt. Einzige Bedingung: gewaschen und getrocknet muss der Abfall sein, bestenfalls sortiert, das gibt mehr Geld. Und schon platzt der Traum von der neuen Egalität, vom Wohlstand für jedermann durch Müll, von den „60 Euro pro Person im Jahr“. Denn mit dem Abfallsortieren verhält es sich wie mit dem Häuslebau, da sind die Schwaben Meister, da macht ihnen keiner was vor, in Ludwigsburg werden schon heute runde und eckige Plastikdeckel getrennt und in manchen Gemeinden eliminiert man Folien ab Größe DIN A4.

Volksverbindender ist da eine neue Bewegung aus den USA. „Freeganer“ leben so ausschließlich wie möglich von allem, was andernorts in die Tonne fällt. „Dumpster Diving“ („Müllcontainer-Tauchen“) nennt sich ihre Strategie. Was sie in den Tonnen finden, ist oft kaum gebraucht.

Das Einmalige und Schöne am Trend um den Müll aber ist: ein Wegwerfprodukt, das war er bereits vor dem Hype. CKÄ