freie musikszene
: Ein Fall von Vernachlässigung

Die freie Musikszene ist das Stiefkind der Bremer Kulturpolitik. Wobei „Stiefkind“ missverständlich ist: Es geht unter anderem um die Existenz in Ehren ergrauter Profis, die sich durch eine Mischung aus Gig, Unterricht und Lebenskunst über Wasser halten. Und der Stadt damit einen ebenso reichhaltigen wie im besten Sinnen bodenständigen Kultur-Input bescheren.

Kommentar von Henning Bleyl

Mit diesem kreativen Klientel ist Bremen oft mehr als spröde umgesprungen. Bis heute hat die Kulturbehörde ihr Versprechen nicht erfüllt, die Bunker für den Probebetrieb nachzurüsten – nachdem die Bands aus Brandschutzgründen Knall auf Fall, nach 15 Jahre anstandsloser Nutzung, vertrieben wurden. Lediglich die Erdgeschosse sind wieder freigegeben – also ein Viertel der früheren Fläche.

Bernd Neumann, der komissarische Amtsleiter, setzt sich jetzt produktiv für ein Ausweichquartier in der Vahr ein – aber das ebenso schlichte wie fundamentale Manko der Bremer Musikförderung schlägt immer wieder durch: Niemand ist wirklich zuständig. Das verwaiste Referat wird seit vielen Jahren – positiv ausgedrückt – „mitverwaltet“.

Nun sind die traditionell schlecht organisierten MusikerInnen auch keine Spezies, die sich auf den Aufbau einer schlagkräftigen Lobby versteht. Was sie brauchen, sind ja auch keine unmittelbaren Subventionen oder zentralisierte Strukturen – sondern Rahmenbedingungen, die laute Musik erlauben. Dafür müsste die Stadt in ihrem Leerstands-Bauchladen eigentlich nicht allzu lange kramen.