urdrüs wahre kolumne
: Streik bis zum Sieg!

ULRICH REINEKING, Journalist, Kabarettist und Nutzer der Bahn, blickt deren Börsengang ohne Vorfreude entgegen.

Warum kann es den fußballfeindlichen Flachwichsern vom DFB nicht egal sein, ob Trainer Holger Stanislawski vom gloriosen FC St. Pauli nun die vorgeschriebene Lizenz hat? So’ne Elf ist doch keine Steckdose, wo die Stadtwerke darüber wachen, dass sie nur ein zertifizierter, lizensierter oder anderweitig kontrollierter Experte installieren darf. „Elf Freunde müsst ihr sein!“, sagte einst Sepp Herberger und hatte auch keine Lizenz zum Coachen … Der Stani-Spruch „Wir machen Flugkopfbälle auf Glasscherben“ ist zur Stimulation für die kommende Spielzeit übrigens fast genau so gut!

Ernsthaft bitte ich als ewiger Schienen-Desperado die streikenden Bahner, ihren Arbeitskampf nicht gegen uns Nichtkraftfahrer zu führen, sondern gegen das gewinnmaximierende Mehdorn-Gesindel und sein Börsengang-Gehampel. Was bedeuten würde, die Räder weiter rollen zu lassen, aber jede Fahrkartenkontrolle oder auch nur Ausgabe zu verweigern: Mit dieser Strategie wird das Volk zu einer bahnfahrenden Urhorde, und der Bahn bleibt nach wenigen Tagen ohne Geldeingang nichts anderes übrig, als klein beizugeben: Die gerechte Sache siegt!

Wer möchte es nicht mit Peter Harry Carstensen und ein paar Kisten Flens oder Dithmarscher aus der Bügelflasche so richtig kesseln lassen? Dafür jedenfalls wollen sich morgen 30.000 Biker beim Hamburger Motorradgottesdienst unter dem Motto „…aufmachen!“ vom Michel aufmachen gen Kaltenkirchen zum Abschlussfest mit dem Minipräser von Schleswig-Holstein meerumschlungen. Passt mir auf der Strecke bitte auf Igel, Kleinkinder und Verwirrte auf. Falls irgendwann Motorradgottesdienste auch für Radler und Fußgänger kompatibel gemacht werden, will ich gern mal dabei sein – solange nicht Heinz Rudolf Kunze als neuer Leadsänger der „Scorpions“ gegen die ganzen Mopeds anröhrt.

Als kleiner Prophet einer menschlichen Welt habe ich Jahr für Jahr in Bremen gegen die Urinalstafette der „Vision Parade“ gezetert und gewettert. Aber der örtliche Rauschgifthandel machte es in Verbindung mit den politischen Apologeten des Event-Marketings immer wieder möglich, dass diese indezente Karawane die BremerInnen mit Trillerpfeifen, Titten-Twistern und Wassserwerfern terrorisierte. Jetzt immerhin ist die Luft raus und das Spektakel wurde mangels Knete abgesagt: Aus Freude darüber sollte die Sonne eigentlich zum Wochenende wieder scheinen!

Zwar führte mein Appell zur Rückgabe meiner verloren gegangenen original „Peter,Paul & Barmbek“-CD nicht unmittelbar zum Erfolg, aber immerhin strengten sich verschiedene LeserInnen mächtig an, um mir zu helfen. Und der Gründungspeter der Gruppe will mir gar sein letztes Vinyl-Scheibchen auf CD brennen – was immerhin mit einer Buddel Havanna Club für einen schönen Abend am lodernden Feuer revolutionärer Leidenschaften reichen sollte. Und hier noch einmal die jetzt DEFINITIV richtige E-Mail-Adresse: u.reineking@online.de, denn eigentlich fehlt mir auch noch der Song „Hoch vom Dach pfeift’s jede Dohle/Brecht die Macht der Monopole!“ von den Gebrüdern Conrad. Auch allen Besuchern des Schlager-Move wünscht allezeit einen Restschluck in der Tasse ULRICH „Bata“ REINEKING