NDR-Intendant rügt die Regierungschefs

Geschacher um die Nachfolge von NDR-Intendant Jobst Plog: Die Ministerpräsidenten setzen sich mit ihrem Vorschlag offenbar nicht durch. Als neuer Intendant wird der WDR-Verwaltungschef Lutz Marmor gehandelt

Der Intendant ist ungehalten: „Es ist nicht Sache der Ministerpräsidenten, meinen Nachfolger zu finden“, ließ Jobst Plog am Freitag durch seine Pressestelle verkünden. Der NDR-Intendant griff damit zwei Tage vor der wohl alles entscheidenden Sitzung des Verwaltungsrats der Vier-Länder-Anstalt erstmals öffentlich in die Debatte um seine Nachfolge ein.

Plog, der zum Jahreswechsel nach 16 Jahren aus dem Amt scheidet, plädierte für „eine Lösung jenseits von politischer Einflussnahme“. Und verwahrte sich damit gegen Medienberichte, nach denen sich die drei CDU-Ministerpräsidenten aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am vergangenen Wochenende eine neue Intendanz ausgekungelt hätten.

Angeblich favorisierten die CDU-Granden Ole von Beust, Peter Harry Carstensen und Christian Wulff den amtierenden NDR- Fernsehprogrammdirektor Volker Herres, als sein Stellvertreter wurde der Landesfunkhausdirektor aus Hannover, Arno Beyer, genannt. Er sei „verblüfft, dass die Politik bis heute nicht dementiert hat, sie habe sich auf einen Kandidaten verständigt“, sagte der stets auf die Staatsferne des NDR pochende Plog.

Am Freitag zeichnete sich ab, dass sich die Ministerpräsidenten mit ihrem Personalpaket nicht in Gänze durchsetzen dürften – und die Berichte dem Journalisten Herres geschadet haben. „Die zuletzt diskutierten Lösungsvarianten“ seien „qualifiziert“, betonte Plog.

Nach einem Auswahlverfahren hatte der Verwaltungsrat mehrheitlich den WDR-Verwaltungsdirektor Lutz Marmor als Intendanten auserkoren, Herres sollte offenbar sein Stellvertreter werden. Marmor kennt den NDR gut, er war bereits von 1995 bis 2006 Verwaltungsdirektor des Senders, Herres hingegen gilt als Ziehsohn des SPD-Mitglieds Plog.

Aber nach Informationen der taz dürfte er nun nicht zum Zuge kommen: Der zwölfköpfige Verwaltungsrat dürfte am Sonntag den 53-jährigen Marmor als Intendanten vorschlagen. Gewählt wird der neue Senderchef vom 58-köpfigen NDR-Rundfunkrat am kommenden Freitag, dem 13. Juli. Dafür ist eine Zwei-Drittelmehrheit nötig.

Bei der Nachfolge des NDR-Vize-Intendanten Joachim Lampe wird die Sache kniffeliger. Da sich der Verwaltungsrat am Sonntag nicht zu einem eindeutigen Votum durchringen dürfte, wird er die Personalie an den Vorstand des Rundfunkrats überweisen, ein vierköpfiges Gremium, in das jedes NDR-Land einen Vertreter entsendet. Aus gut informierten Kreisen ist zu hören, dass so Arno Beyer Vize des NDR werden dürfte, seine Funktion aber weiter in Personalunion mit der Leitung des Landesfunkhauses behalten würde.

Pech für Christian Wulff. Dem niedersächsischen Regierungschef war bislang nachgesagt worden, er wolle den Chefposten in Hannover gern mit einem CDU-nahen Kandidaten besetzen. Nun wird zwar Niedersachsen in der NDR-Spitze gestärkt, aber Arno Beyer bleibt. „Nicht alle Wünsche gehen in Erfüllung“, heißt es dazu aus den gut informierten Kreisen.

KAI SCHÖNEBERG