DAS PROJEKT

Die Versuchsanordnung ist einfach: Je zwei Leute, ein Fotograf und ein Schriftsteller, einer aus Ungarn und einer aus Deutschland, begeben sich gemeinsam an ihre jeweiligen Erinnerungsorte. Die Ergebnisse der Reisen werden in Wort und Bild festgehalten. Im Idealfall beschreibt der Autor die Erinnerung des Fotografen, und der Fotograf porträtiert die Erinnerung des Autors. Aber auch andere Konstellationen sind möglich, je nach Psychologie der Beteiligten. Erinnerung ist trügerisch, denn das Gedächtnis kann Vergangenheit nicht einfach speichern. Manche zerbrechen an ihrer Erinnerung, andere bewahrt sie davor, an der Gegenwart zu zerbrechen.Die Serie Revisiting Memory geht dem Phänomen Erinnerung auf den Grund. Aber nicht mit den herkömmlichen Mitteln, dem Blick zurück im Zorn oder voller Sehnsucht, sondern mit einem bewusst gebrochenen Blick – zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung.

In der heutigen Ausgabe: Der österreichische Schriftsteller Arno Geiger („Es geht uns gut“, Deutscher Buchpreis 2005) war mit der ungarischen Fotografin Lilla Khoór in Wolfurt bei Bregenz, dem Ort, wo er aufgewachsen ist, wo nichts mehr so ist, wie es war, und sich doch nichts geändert hat.

Bereits erschienen: André Lützen und Krisztián Grecsó, die einen obskuren Vorort von Hamburg und einem ebenso obskuren Dorf in der ungarischen Tiefebene besuchten (s. taz vom 24. 3. 2007) Christiane Neudecker und Gabriella Csoszó im deutsch-ungarischen Nirwana (s. taz vom 5. 5. 2007). In Vorbereitung ist der letzte Beitrag dieser Serie: Julia Baier und Attila Bartis im tiefsten Bayerischen Wald und hoch oben in Siebenbürgen. Texte und Bilder sind Ergebnisse des Projekts „Revisiting Memory“, das im Rahmen von „Bipolar deutsch-ungarische Kulturprojekte“ stattfindet. Bipolar ist ein Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes.