UNTERM STRICH

Der polnische Schauspieler Stanislaw Mikulski ist gestorben. Er erlangte als polnischer Doppelagent, der die deutsche Abwehr unterwandert, Kultstatus in seiner Heimat. Die TV-Serie wurde im Ostblock als „roter James Bond“ gefeiert und unter dem Titel „Sekunden entscheiden“ 1969 im DDR-Fernsehen gezeigt. Mikulski war Mitglied der kommunistischen Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei. Er starb am Donnerstag in Warschau im Alter von 85 Jahren.

Der deutsche PEN macht Radau. Ein Aufruf des Schriftverstellerverbands verurteilt die Abschottung der EU gegen Flüchtlinge und fordert ein gemeinsames humanes Asylrecht aller EU-Staaten. Dass die Autorenvereinigung sich offen in politische Debatten einmischt, begründeten die beiden PEN-Ehrenpräsidenten Günter Grass (87) und Christoph Hein (70) sowie der amtierende PEN-Präsident Josef Haslinger (59) am Mittwochabend in Hamburg mit dem „eklatanten Versagen der Politik“ nicht nur bei der Flüchtlings- und Asylpolitik. Der PEN feierte am Mittwoch in der Freien Akademie der Künste in Hamburg seinen 90. Geburtstag. Der Westen habe nach der friedlichen Revolution 1989 in Osteuropa samt Mauerfall in der DDR Hoffnungen auf ein Ende des Blockdenkens und eine Überwindung des Nord-Süd-Konflikts, des Gegensatzes von Arm und Reich, enttäuscht, hieß es bei der Benefiz-Gala. Von einer Mauer, die härter ist als Stein, nämlich „einer Mauer aus Geld“, sprach der Ostdeutsche Hein. „Sie hat schon jetzt mehr Tote gefordert als die Mauer, und es werden mehr folgen.“ Arme Kontinente wie Afrika würden auf die Segnungen des Kapitalismus immer noch warten. Nobelpreisträger Grass äußerte allerdings Skepsis, ob Medien und Politik überhaupt noch Autorenproteste wahrnehmen. Er erinnerte an den Protest von 30 Schriftstellern, darunter Ilija Trojanow oder Juli Zeh, und 70.000 Unterzeichnern im Herbst 2013 gegen die Spähangriffe der USA. Zeh bat um ein Gespräch mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU). „Bis heute hat Juli Zeh keine Antwort erhalten. Wenn ich Jahrzehnte jünger wäre, hätte ich ein Zelt aufgebaut vor dem Kanzleramt, bis eine Antwort käme.“ Anderes Thema: Grass hält, sollte es Notfälle bei der Unterbringung von Flüchtlingen geben, auch Zwangseinquartierungen für eine Option.