Weihnachtlich im Wasserschloss

AMBIENTE Wer adventliche Stimmung und Kulturgenuss verweben will, liegt mit einer Tour zum barocken Schloss Gödens beim ostfriesischen Sande richtig

„Der Graf wollte mit dieser Stiftung dafür sorgen, dass das Schloss auch für die Nachwelt erhalten bleibt und dass es nicht von einem Tag auf den anderen etwa in ein Hotel umgewandelt werden kann“

KARSTEN GLEICH, SPRECHER DER STIFTUNG SCHLOSS GÖDENS

VON FRANK KEIL

Backsteinrot liegt das Wasserschloss Gödens auf einer kleinen Insel, wirkt in sich geschlossen, aber keinesfalls pompös oder gar abweisend. Eine breite Freitreppe führt hinunter zum Schlossgraben. Ach, jetzt ein kleines Ruderboot dabei haben und einmal um das Schloss herumrudern – das hätte was.

Doch die Zeiten waren für Schloss Gödens nicht immer so ruhig und friedlich und auch nicht so idyllisch, gründet es sich doch auf einen ursprünglich friesischen Häuptlingssitz in der heutigen ostfriesischen Gemeinde Sande. Später wurde an seiner Stelle ein Jagdschloss erbaut, noch fern aller repräsentativen Absichten, auch wenn die heute so elegisch wirkenden Grachten schon damals vorhanden waren. Und dann rückt der imposante Schlossturm in den Mittelpunkt des Interesses, war er es doch, der einst übrig blieb, als 1669 das Schloss nahezu vollständig niederbrannte.

Der damalige Schlossherr baute das Schloss wieder auf – und wandelte es um in ein für seine Zeit so typisches Renaissance-Schlösschen mit nun repräsentativen und funktionsfreien Erkerchen und Türmchen. Im Inneren drei große Räumlichkeiten: eine Kapelle, ein Gerichtssaal, und schließlich ein zünftiger Ritter- und Barocksaal, gar nicht riesengroß.

Erst vor einem Jahr wurde dieser nach dreijähriger Renovierung wieder eröffnet. Besondere Sorgfalt legte man dabei auf die vorsichtige Restaurierung der Gemälde des niederländischen Barockmalers Augustin Terwesten, der in Gödens vor Ort malte und später zu einem der angesehensten Hofmaler am preußischen Hof in Berlin werden sollte. Knapp über eine Million Euro kostete die Restaurierung, wovon 200.000 Euro aus dem Sonderprogramm des Bundes für den Denkmalschutz kamen und noch einmal so viel aus Fördertöpfen des Landes Niedersachsen hinzuflossen. Schließlich steht das Wasserschloss seit Längerem unter Denkmalschutz und muss entsprechend erhalten werden.

Doch der breiten Öffentlichkeit ist es nur an wenigen Tagen im Jahr vergönnt, solche Festlichkeit und Schönheit leibhaftig zu genießen: Etwa während der Reihe „Musikalischer Sommer in Ostfriesland“ oder dem Veranstaltungsformat „Landpartie“, das vorzugsweise im Sommer stattfindet.

Schließlich war der zuletzt langjährig wirkende Graf Karl-Georg Lothar von Wedel ähnlich geschäftssicher und geschickt wie seine Vorfahren. Er gründete vor einigen Jahren die Veranstaltungsfirma „Schloss Gödens Entertainment“, die seitdem dieses und andere Schlösser entsprechend vermarktet. Das Schloss selbst wird von der „Stiftung Schloss Gödens“ verwaltet, auch das in die Wege geleitet von Georg von Wedel, der im Sommer dieses Jahres gerade einmal 58-jährig starb: „Der Graf wollte mit dieser Stiftung dafür sorgen, dass das Schloss auch für die Nachwelt erhalten bleibt und dass es nicht von einem Tag auf den anderen etwa in ein Hotel umgewandelt werden kann“, sagt Karsten Gleich, Pressesprecher der Schloss Gödens Entertainment.

Die organisiert auch die zweite große Möglichkeit im Jahr, das Schloss zu besuchen: den mittlerweile traditionellen Weihnachtsmarkt, der an diesem Wochenende etwa auch im sonst eben nicht zugänglichen Innenhof des Schlosses stattfindet. „So wie bei der sommerlichen ‚Landpartie‘ das Angebot von der Rose bis zum Geländewagen reicht, kann man auf unserem Weihnachtsmarkt alles von der Christbaumkugel bis zum Porsche-Sportwagen erwerben“, sagt Gleich.

Anvisiert sind 20.000 Besucher. Und vielleicht mischen sich auch die beiden Grafensöhne Casimir und Maximilian von Wedel unter die Leute, vielleicht mit einem Glühweinbecher in der Hand, entspannt und locker, wie man sein dürfte, wenn man ein so prächtiges Wasserschloss sein eigen nennen darf.

Weihnachtsmarkt auf Schloss Gödens: Samstag, 29. November von 11 bis 20 Uhr; Sonntag, 30. November von 11 bis 19 Uhr. Eintritt: 14 Euro, Kinder unter 16 Jahren frei. Festes Schuhwerk wird empfohlen. Onlinetickets unter: www.weihnachten-schloss-goedens.de