Das Ding, das kommt
: Rasende Kids

Das durchgetretene GASPEDAL wird in Göttingen – wieder – zum Sinnbild für die Freiheit

Kein einziges Gaspedal hat er hier durchgetreten, keinen Wagen aufgebrochen, kurzgeschlossen und zu Schrott gefahren: Zweieinhalb Jahre lang war der Junge namens Dennis Anfang der 1990er im finnischen Jugenddorf Kuttula – der einzige Ort übrigens, von dem Hamburgs berühmtestes „Crash Kid“ nicht gleich wieder geflohen ist. Viel wurde damals geschimpft über den teuren erlebnispädagogischen Ausflug. Aber die sozialdemokratische Jugendsenatorin Rosemarie Raab hielt fest an der Devise „Menschen statt Mauern“.

Allmählich verschwanden die „Crash-Kids“ aus den Zeitungen – bis die Schwarz-Schill-Landesregierung sie wieder brauchte, um aufs jugendpolitische Gaspedal zu treten: 2003 dienten rasende Jugendliche als Argument, um in der Feuerbachstraße ein geschlossenes Heim für „Schwersterziehbare“ einzurichten.

Das Gaspedal durchtreten – immer eine Frage von Freiheit und Toleranz also? Jedenfalls fragt auch das Jugendstück „Crash-Kids“ des Briten Marcus Romer, das nun am Jungen Theater Göttingen Premiere feiert: Lässt sich das tolerieren? Ist das die Freiheit, die wir meinen? Und legt indirekt sogar eine Antwort nahe: „Aufbrüche/Umbrüche“ lautet das Motto der neuen Spielzeit in Göttingen.  MATT

■ Premiere: Fr, 5. 12., 20 Uhr, Junges Theater Göttingen. Weitere Aufführungen: 9., 11. + 19. 12.