Platz statt Popcorn

KINO-PREMIERE

Die Kino-Branche ist es gewohnt, sich zu wandeln. Mal ist es die Konkurrenz durch das Fernsehen, mal durch Computer und Internet, und immer müssen sich die Kinobetreiber etwas einfallen lassen, damit das Publikum weiter in die Säle kommt. Die aktuelle Idee von Hans-Joachim Flebbe lautet: Luxus. Die Kinos sollen durch eine stilvolle Einrichtung punkten, eine Garderobe und Liegesessel mit Beinfreiheit und Bedienung am Platz. Der Kino-Besuch soll aufgewertet werden und sich anfühlen, als ginge man in die Oper.

Flebbes Konzept der so genannten „Film-Lounges“ ist nicht ganz neu, entsprechende Häuser hat er bereits in Berlin, Köln, München und Frankfurt am Main eröffnet. Nun bekommt Hannover die Ehre: In dem Gebäude, in dem sich früher das Cinemaxx an der Nikolaistraße befand, eröffnet am Donnerstag die Astor-Film-Lounge für das Publikum. Promis und geladene Gäste dürfen schon tags zuvor rein.

Interessant ist, dass Flebbe mit dieser Eröffnung an seine eigenen Anfänge als Kino-Unternehmer zurückkehrt. An der Nikolaistraße stand 1991 das erste Cinemaxx-Kino in Deutschland – der Ausgangspunkt des Aufstiegs der Cinemaxx-Kette, deren Mitbegründer Flebbe war. Im Jahr 2008 verließ er das Unternehmen im Streit und gründete ein neues zum Betrieb exklusiver Lichtspielhäuser. Zum Cinemaxx-Konzept der großen Leinwände und großen Popcorn-Tüten sagt der 63-Jährige heute: „Ich habe nichts mehr am Hut mit diesen Massenabfertigungen.“

In die Verwirklichung des hannoverschen Nobel-Kinos hat Flebbe fast zehn Millionen Euro gesteckt. Die Astor-Film-Lounge wird mit zehn Sälen und 2.200 Plätzen die größte ihrer Art. Gezeigt werden Filme aus dem Segment „gehobener Mainstream“, die Eintrittspreise liegen zwischen 9,50 und 14,50 Euro. Angesprochen fühlen soll sich ein Publikum, das deutlich über 30 Jahre alt ist und Filme in Ruhe und mit viel Beinfreiheit sehen möchte: Die teuersten Plätze bieten 1,80 Meter, in den Cinemaxx-Kinos sind es dagegen 1,20 Meter bis zum Vordermann. Ferner soll es Platzanweiser geben, die mit Taschenlampe zum Platz führen – und keine Nachos als Snack zum Film: Flebbe hat es immer gehasst, den Geruch der Käsesoße in der Nase zu haben, wenn er im Kino saß.

Um das Problem hoher Mieten zu lösen, hat Flebbe das Gebäude in Hannover gekauft: „In der Innenstadt kann kein Kino die Quadratmetermieten bezahlen“, sagt er. Und nach Hannover soll auch Hamburg eine „Film-Lounge“ bekommen: In der dortigen Hafencity plant der gebürtige Hannoveraner Flebbe, der mittlerweile in Hamburg wohnt, ebenfalls ein edles Haus.  KLI