kabinenpredigt
: Die dreifache Integration

Ein Serbe, ein Schweizer und ein Amerikaner. Drei Männer aus drei unterschiedlichen Ländern, die eines gemein haben. Sie sind ab sofort die großen Hoffnungsträger für ganz viele Hauptstädter. Sie haben denselben Beruf und dieselbe Berufsauffassung. Ab diesem Sommer arbeiten die drei in Berlin als Trainer. Fast gerade noch rechtzeitig zum Integrationsgipfel, möchte man meinen, der am kommenden Sonntag im Bundeskanzleramt über die Bühne geht. Denn Sport spricht ja bekanntlich alle Sprachen.

Aber immer schön der Reihe nach. Zunächst verpflichtete der Fußballbundesligist Hertha BSC Berlin den Westschweizer „Monsieur Lucien Favre“. So stellte ihn der selbst ernannte Mann von Welt bei dem Provinzklub Hertha vor, der Dieter Hoeneß. Der Vereinsmanager hatte den Eidgenossen vor allem deshalb verpflichtet, weil er die klassischen deutschen Sekundärtugenden mitbringt, also Fleiß, Disziplin, Ordnungssinn und so weiter. Davon versprechen sich Uli Hoeneß und die Hertha überhaupt ziemlich viel.

Die Eisbären wollten den Fußballern natürlich in nichts nachstehen. Berlins Eishockey-Bundesligist lockte einen echten Amerikaner als Coach in den Hohenschönhausener Wellblechpalast. Don Jackson ist sein Name. Weil Jackson nicht viel redet, und wenn überhaupt, dann nur sehr leise, wird er einfach nur „Der stille Don“ genannt. Er kann aber auch laut reden, betonte er in Berlin. Zu den immergleichen Anforderungen an seine Mannschaft, Disziplin und so, fügte der Amerikaner die Vokabel „Aggressivität“ hinzu. Oder, wie der stille Don leise, aber bestimmt im breiten deutsch-amerikanischen Englisch sagte: „Aggressives Hockey, winning Hockey.“ Na ja, ob das gut geht?

Luka Pavicevic redet mit seinen Spielern und den Medien übrigens nur in einer Sprache: Englisch. Daran möchte er auch in Zukunft nichts ändern. Der Serbe ist der neue Trainer des Basketball-Bundesligisten Alba Berlin. Langweilig, aber auch Pavicevic legt Wert auf Disziplin. Das Übliche, also. Immerhin benutzte Pavicevic bereits bei seinem ersten öffentlichen Auftritt die Berlin-typische Angebervokabel. Er sprach von Alba als einem Projekt. Das, weil Projekt, lässt hoffen.

Freuen wir uns also auf drei große Sportprojekte, geleitet von großen Männern mit so schönen Namen wie Lucien Favre, Don Jackson und Luka Pavicevic.

TORSTEN HASELBAUER