Pritschen im heimischen Sand

Die Berlinerinnen Sara Goller und Laura Ludwig sind deutsche Meisterinnen im Beachvolleyball. Ab Donnerstag spielen sie beim Grand-Slam-Turnier am Hauptbahnhof

18 Turniere auf vier Kontinenten, eine Deutsche Meisterschaft, eine Weltmeisterschaft, und die Olympischen Spiele in Peking 2008 rücken auch immer näher. Die Beachvolleyballerinnen sind in diesem Jahr wirklich gut ausgelastet. Wer ohne Unterlass zwischen Brasilien, Thailand und Europa hin und her jettet, der freut sich natürlich ganz besonders, wenn es endlich mal nach Hause geht.

Sara Goller und Laura Ludwig werden die kommende Woche deshalb ganz besonders genießen. Ab Donnerstag schlagen die amtierenden deutschen Meister bei dem Beachvolleyball-Grand-Slam-Turnier in Berlin auf. Genauer, auf dem Washingtonplatz vor dem Hauptbahnhof. Nach einem Jahr Pause taucht Berlin wieder im globalen Turnierzirkus der Beachvolleyball-World-Tour auf – und das gleich als eines von insgesamt nur vier Grand-Slam-Turnieren.

„Wir freuen uns natürlich sehr, wieder in Berlin zu sein und vor unseren Familien und Freunden in Deutschland spielen zu können“, erklärt die in Berlin geborene Laura Ludwig. Die 21 jährige blonde Sportlerin hat in Köpenick das Volleyballspiel von klein auf gelernt. Vom Berliner Kiez ging es dann ziemlich schnell hinaus auf die Sandplätze der großen, weiten Welt. Im Jahr 2003 wurde sie bereits U-18-Welt- und -Europameisterin.

Seit 2004 spielt Ludwig mit der zwei Jahre älteren Sara Goller zusammen. Vor knapp zwei Jahren schlossen sich die beiden Hertha BSC an. Es war die richtige Wahl. Vom Leistungsniveau ist das Duo ausgeglichen. Und auch privat passen die beiden gut zusammen. „Wer wie wir so viel im Jahr auf Reisen ist, der muss die Macken des anderen kennen und wissen, wie man damit umgeht. Das klappt bei uns gut“, umschreibt Sara Goller das harmonische Zusammenspiel mit ihrer Partnerin auch außerhalb des 8 mal 16 Meter großen Sandfeldes.

Mittlerweile kann das Duett von der Gute-Laune-Sportart sorglos leben. „Aber eigentlich ist das nur die halbe Wahrheit. Wir müssen an unsere Zeit nach dem Sport denken. Und da ist es in unserer Sportart eher schwer, ausgesorgt zu haben“, erklärt Sara Goller mit etwas neidischem Blick auf Fußballer oder Tennisspielerinnen.

Die Top Ten sind das Ziel

Im Augenblick plagt das Duett jedoch keine Zukunftsängste. Goller/Ludwig gelten als Deutschlands bestes Team. In der Weltrangliste rangieren sie auf Platz 12. Nach dem Berliner Grand-Slam-Turnier und der WM in der Schweiz Ende Juli möchten die deutschen Meister unter den Top Ten der Welt aufschlagen. Das ist wichtig, wenn man wie die beiden davon leben muss.

Das Berliner Turnier ist mit insgesamt 600.000 US-Dollar Preisgeld recht üppig ausgestattet. 32 Frauen- und Männer-Teams spielen um diesen Betrag. Auf der gesamten Tour werden sogar 8,75 Millionen US-Dollar ausgeschüttet. Kein Wunder also, dass sämtliche Teams der World-Tour sich professionalisiert haben. Zwar gilt Beachvolleyball noch immer als eine Trend- und Funsportart mit einer extrem hohen Erlebnisdichte für Spieler wie Zuschauer. Doch hinter dem ästhetisch schönen und lässigen Schein verbirgt sich ein trainingsintensiver und seit 1996 in Atlanta olympischer Hochleistungssport.

Deshalb haben sich auch Goller und Ludwig ein professionelles Umfeld geschaffen. Das sorgt für die nötige Ruhe und Gelassenheit, um in der Weltspitze nicht nur mitspielen, sondern auch mitverdienen zu können. Ein Trainerduo, ein Nahrungsexperte, ein Manager sowie Physiotherapeuten, Mediziner und andere Mitarbeiter des Olympiastützpunktes Berlin sind für Goller und Ludwig im Einsatz. Diese Mannschaft wird als „gollerplusludwig GbR“ etikettiert.

„Im Beachvolleyball ist so etwas kein besonderes Modell mehr, sondern ein Baustein bei der finanziellen wie steuerlichen Strukturierung“, umschreibt Manager Roland Weißbarth im besten Betriebswirtschaftsdeutsch das „Rundum-sorglos-Paket“ für seine beiden Sportlerinnen. Diese Investition scheint sich schon jetzt für alle Beteiligten auszuzahlen. TORSTEN HASELBAUER