… die Wilmersdorfer Witwe mit geklauten Kondomen?
: Den Einzelhandel nervös

Berliner sind Spitzendiebe. Findet der Handelsverband Berlin-Brandenburg (HBB) und kürt Berlin – zur „Hauptstadt des Ladendiebstahls“. Denn statistisch klaut jährlich jeder zehnte Einwohner einmal, bundesweit ist es nur jeder zwanzigste. Dabei ist die Zahl der registrierten Taten im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent gesunken, auf 32.000. Allerdings: Der Gesamtschaden stieg auf 110 Millionen Euro, 14 Millionen mehr als 2005.

Haben die Berliner 2006 mehr mitgehen und sich seltener erwischen lassen? Oder klauen sie seltener, langen dann aber richtig zu? Alles falsch, sagt der Einzelhandel, es gibt einfach weniger Kaufhausdetektive: Die Dunkelziffer bleibt ungeschlagen hoch, nur jeder zehnte Diebstahl wird ertappt. Demnach würden 2006 in Berlin im Tagesschnitt bei 900 Taten Waren für rund 300.000 Euro entwendet. Übers Jahr betrachtet, klaut jeder Berliner für 32 Euro, der Bundesbürger kommt auf nur 25 Euro.

HBB-Chef Nils Busch-Petersen betont, die Diebe stammten aus allen gesellschaftlichen Kreisen, auch die „vermögende Wilmersdorfer Witwe“ sei dabei. Bedenklich. Noch bedenklicher stimmt er uns aber hiermit: „Ladendiebstahl ist eine Einstiegsdroge in die Kriminalität.“ Blüht Berlinern quer durch alle Schichten eine Karriere als Kleinkriminelle – oder gar als Bankchef?

Das wohl kaum. Denn der Dieb ist schüchtern. Die am häufigsten gestohlene Ware ist das Kondom – wer wird schon gern knallrot beim Bezahlen. Ist ja auch unangenehm, beim Bezahlen knallrot zu werden. Nur was die „vermögende Wilmersdorfer Witwe“ damit will, verschweigt die Statistik. RF FOTO: ARCHIV