wenn königinnen reisen von RALF SOTSCHECK
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Als Queen kommt man viel herum. Im vergangenen Steuerjahr, das bis Ende März lief, haben Elisabeth II. und ihre Familie 173.000 Flugmeilen zurückgelegt. Da kommt ganz schön was zusammen an Prämienpunkten. Außerdem haben die Windsors insgesamt mehr als drei Wochen im Hubschrauber verbracht. Die Reisekosten beliefen sich auf 6,7 Millionen Pfund. Weil das Einkommen aus den immensen Ländereien und anderen Unternehmen für das Reisefieber Ihrer Majestät nicht ausreicht, bezuschusst jeder britische Steuerzahler die königliche Familie mit 62 Pence im Jahr.

Was zieht die blaublütige Bagage eigentlich in die Ferne? Schließlich hat sie daheim doch ganz passable Häuser. Allein der Weinkeller im Buckingham Palace hat einen Wert von 400.000 Pfund. Doch all die schönen Schlösser bröckeln vor sich hin, jammerte der Sprecher der Königin. Allein um den Buckingham-Palast von Asbest zu befreien und das Gesundheitsrisiko für die Corgis zu minimieren, waren voriges Jahr 300.000 Pfund fällig. Falls die Steuerzahler nicht eine zusätzliche Million pro Jahr herausrücken, sehe er schwarz, meinte der Sprecher: Dann werden die Paläste dichtgemacht. Muss die Queen ins Altersheim? Hat sie ihre Erbschaft etwa schon durchgebracht? Ihre Mutti hatte ihr vor fünf Jahren außer einem gigantischen Altglascontainer mit leeren Ginflaschen auch 70 Millionen Pfund hinterlassen – und zwar steuerfrei, weil die Queen 1993 einen Deal mit dem damaligen Tory-Premier John Major gemacht hatte. Da müsste eigentlich noch etwas übrig sein. Wie groß das königliche Vermögen ist und wer es nach ihrem Ableben bekommt, ist aber geheim. Während die Testamente Normalsterblicher nach dem Tod für jedermann zugänglich sind, geht der letzte Wille eines Blaublütigen die Öffentlichkeit nichts an.

Das musste Robert Brown, ein Buchhalter aus Jersey, erfahren. Um zu beweisen, dass er zu dem vermurksten Windsor-Clan gehört, benötigte er das Testament der Queen-Schwester Margaret, die er für seine Mutter hält. Er hatte auf alten Fotos nämlich bemerkt, dass Margaret in der Zeit vor seiner Geburt 1955 zugenommen hatte. Elisabeth rückte aber weder das Testament, und schon gar nicht eine DNS-Probe heraus, sondern berief sich auf die jahrhundertealte Tradition, wonach der letzte Wille der Königsfamilie tabu ist. Das gleiche Argument hatte die alte Schachtel bei ihrer Steuerhinterziehung angeführt. Doch ebenso wenig wie diese ist die heimliche Vererberei eine Tradition. Sie wurde erst 1910 eingeführt, weil man sich wieder mal eine Blamage ersparen wollte.

Das ging auch bis vor wenigen Monaten gut, doch dann tauchte in einem irischen Archiv das Testament von Prinz Francis auf, dem Schwager von George V. Als er im Alter von 39 Jahren starb, hinterließ er zum Entsetzen der Verwandtschaft seiner Geliebten Ellen Constance den Familienschmuck. Seine Schwester Mary, die Herzogin von York, kaufte die Juwelen für damals stattliche 10.000 Pfund heimlich zurück und überredete einen Richter, die Veröffentlichung des Testaments zu untersagen. Irgendwie hat sich das königliche Pack in den vergangenen hundert Jahren kaum verändert.