Panzer rücken in Hama ein

SYRIEN Am Vortag des Ramadan richten die Truppen von Diktator Baschar al-Assad in der Protesthochburg „ein Massaker“ an, berichten Augenzeugen. Syrische Aktivisten im Libanon zählen 97 Tote und über 100 Verletzte

DAMASKUS/BEIRUT dpa/dapd | Vor dem Beginn des Fastenmonats Ramadan hat die syrische Führung am frühen Sonntagmorgen mit Panzern die Protesthochburg Hama angegriffen. „Es regnete Granaten über die Stadt, die Soldaten schossen auf alles, was sich bewegte,“ schilderte ein Aktivist die Lage. „Die Opferzahl steigt von Minute zu Minute.“ Soldaten würden ein Krankenhaus umstellen und Verwundete abweisen. „Es ist ein Massaker, sie wollen Hama vor dem Ramadan brechen“, berichtete ein anderer Augenzeuge, der sich aus Angst vor Verfolgung nur Ahmed nannte. Die Krankenhäuser seien überlastet und benötigten dringend Blutspenden. Syrische Aktivisten im Libanon berichteten von 97 Toten und über 100 Verletzten in Hama. Die zentralsyrische Stadt ist die viertgrößte des Landes.

Die Hauptverbindungsstraßen in die Stadt waren bereits vor einem Monat abgeriegelt worden. Als die Panzer im Morgengrauen einrückten, riefen Bewohner „Gott ist groß“ und warfen Brandsätze, Steine und Stöcke auf die Fahrzeuge.

Gepanzerte Armeeverbände rückten auch in die Ortschaft Harak in der südlichen Provinz Daraa, in die nordöstliche Stadt Deir al-Zor und nach al-Moadamija, einem Vorort von Damaskus, ein. Insgesamt seien an diesem Sonntag in ganz Syrien 124 Menschen getötet worden, berichteten die Aktivisten. Diese Angaben konnten von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

In Syrien gibt es seit Mitte März regelmäßig Massenproteste gegen das Regime von Baschar al-Assad. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen wurden bislang rund 1.600 Zivilisten und 350 Angehörige der Sicherheitskräfte getötet. 26.000 Menschen wurden festgenommen und in vielen Fällen gefoltert. Über 12.000 seien immer noch in Haft. Laut der syrischen Regierung und den staatlichen Medien stehen „bewaffnete terroristische Gruppen“ hinter der Protestbewegung und seien für die Toten verantwortlich.

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