Boeing 787 geht an den Start

Vor der Premierenfeier kauft die deutsche Fluggesellschaft Air Berlin 25 neue Boeing 787. Moderne Langstreckenflieger verbrauchen nur 20 Prozent weniger Treibstoff als ältere

SEATTLE dpa ■ Spektakulärer Großauftrag vor der Premierenfeier: Mit dem Kauf von 25 Boeing 787 durch Air Berlin am Wochenende in Seattle hat der neue Jet auch den Durchbruch auf dem deutschen Markt geschafft. „Der Air-Berlin-Auftrag ist ein weiterer Beleg, dass die 787 für Airlines mit den unterschiedlichsten Geschäftsmodellen geeignet ist“, sagte Marlin Dailey, Europa-Verkaufschef von Boeing. In der Nacht zum Montag sollte das neue Flugzeug mit einer großen Feier präsentiert werden.

Für Air Berlin ist die 787 aus mehreren Gründen ein gutes Geschäft: Einerseits handelte das Unternehmen nach eigenen Angaben gute Rabatte aus. Andererseits betreibt Air Berlin seit langem eine große Flotte von Boeing-737-Jets für Kurz- und Mittelstrecken in Europa. Die 787 ist jetzt der logische Schritt für den Ausbau der Kapazitäten. Interessant ist dabei vor allem, ob die Gesellschaft langfristig ihre Airbus-A 320-Flugzeuge gegen Boeing 737 austauscht, um eine komplett homogene Flotte zu betreiben. Alternativ ist aber auch eine Mischung aus Airbus- und Boeing-Flugzeugen denkbar. Diese Strategie wählen viele größere Fluggesellschaften der Welt, um sich nicht von einem Lieferanten allein abhängig zu machen. Air Berlin betreibt nach eigenen Angaben derzeit rund 85 Flugzeuge.

„Die 787 ist genauso gut für Airlines mit globalem Netzwerk, für Chartergesellschaften oder innovative Billig-Airlines geeignet“, sagte Marlin Dailey. Das zeigt auch ein Blick ins Bestellbuch: Hier stehen Gesellschaften wie Singapore Airlines oder die japanische All Nippon ebenso wie die TUI-Gruppe. Damit wird aber auch ein anderer Aspekt klar: Boeing liefert eine flexible Plattform für 200 bis 300 Passagiere – wie komfortabel der Gast an Bord reist, entscheidet die Fluggesellschaft.

Steigende Kraftstoffpreise und die Umweltdiskussion erhöhen indes den Druck, neues Gerät zu kaufen. Mittelgroße Langstreckenflugzeuge der nächsten Generation wie Boeing 787 und Airbus A 350 verbrauchen rund 20 Prozent weniger Treibstoff als älteres Gerät.

Bei aller Euphorie über die Verkaufserfolge hat Boeing vor allem harte Arbeit vor sich: Die industrielle Produktion mit zahlreichen Zulieferern muss perfekt funktionieren. Das zeigt ein Blick auf die Logistik: Während zum Beispiel Airbus mit seinen „Beluga“-Frachtern Bauteile innerhalb Europas transportiert, fliegt Boeing mit speziell umgerüsteten Jumbo-Frachtern die Teile sogar aus Japan nach Seattle.