Promo-Nixe als Umwelt-Engel

SPONSORING Ein Werbemanager setzt eine Riesen-Nixe auf die Alster. Aus Sicht der Umweltbehörde ist das von einer Kosmetik-Firma bezahlte Objekt Kunst

Hamburgs Künstler, die um Förderung konkurrieren, sind nicht amüsiert

Thorsten Kausch findet die Nixe großartig. Er habe sich dafür eingesetzt, sagt der Hamburg-Marketing-Chef, dass die Riesendame – ein Blondinen-Kopf sowie zwei Knie aus Stahl und Styropor – auf der Binnenalster liegen könnten. Gestern sollte die von einer Kosmetikfirma finanzierte Skulptur zu Wasser gelassen werden, aber es hakte: Die von Gewichten gehaltene Figur bekam immer wieder Schlagseite. Bei Redaktionsschluss baumelte ihr Kopf noch immer in der Luft.

Schwierigkeiten hatte der Nixen-Erfinder und Werbemanager Oliver Voss auch auf dem Weg durch die Behörden überwinden müssen. Markus Schreiber, Leiter des Bezirksamts Mitte, etwa winkte ab: Die Riesen-Nixe sei kein Kunstwerk. Zudem sei er überhaupt gegen Skulpturen auf der Alster, weil sie die Aussicht verschandelten.

Voss zog weiter, denn für Projekte auf dem Wasser ist eigentlich die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) zuständig. Und die – wie auch die Kulturbehörde – befand, die Nixe sei Kunst und genehmigte den Aufbau für zehn Tage. Allerdings konnte das amtlich beglaubigte Kunstobjekt nicht bequem von der Lombardsbrücke aus aufgesetzt werden – das hatte das Bezirksamt verboten. Stattdessen musste Voss die Skulptur von der U 4-Baustelle aus montieren, für die allein die Hochbahn zuständig ist.

Am künstlerischen Wert der Figur zweifelt die Umweltbehörde nicht: Erstens sei es ja nur „temporäre Kunst“, sagt Sprecher Volker Dumann. Und anders als andere Kunst-Nixen zeige diese lediglich Kopf und Knie und sei daher einzigartig. Hinzu komme die kulturhistorisch-gesellschaftspolitische Dimension: „Eine Nixe steht seit alters her für sauberes Wasser“, sagt Dumann. „Sie passt also perfekt in die Alster.“

Inwiefern die Skulptur an das von Voss beschworene „kreative Potenzial“ Hamburgs erinnert, dazu äußert die BSU sich nicht. Kulturbehörden-Staatsrat Nikolas Hill (CDU), der das Projekt befürwortete, findet aber, dass die Alster durch die Aktion zu einer „Kreativfläche“ werde. Die derzeit urlaubende Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos), billigte die Entscheidung.

Marketing-Chef Thorsten Kausch setzt derweil noch eins drauf: „Dies ist ein Projekt zum Schmunzeln, und es hat einen Wasser-Bezug. Es passt hervorragend zu Hamburg.“ Natürlich werde er die Nixe in seine Marketing-Aktivitäten einbeziehen. „Bei meinen Kontakten mit auswärtigen Journalisten werde ich auf dieses außergewöhnliche Projekt verweisen“, sagt er. Und vom Sponsoring sehe man im übrigen nichts: Nirgends tauche ja der Name der Firma auf.

Deren Chefin sieht das anders. „Unsere Produkte sind erfolgreich in Deutschland gestartet“, sagt sie. „Mit der finanziellen Ermöglichung dieser Kunstaktion möchten wir Danke sagen.“ Hamburgs Künstler, die um knappe öffentliche Fördertöpfe konkurrieren, sind, so hört man, nicht amüsiert. PETRA SCHELLEN