Hungern für freien Besuch

PROTEST Fünf Sicherungsverwahrte in Celle fordern bessere Unterbringung und Lebensbedingungen

In Hungerstreik getreten sind am Montag fünf Sicherungsverwahrte in der Justizvollzugsanstalt Celle. Am Mittag hätten die Männer im Alter zwischen 50 und 71 Jahren erstmals abgelehnt, ihr Essen anzunehmen, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Justizministeriums in Hannover. Wie lange die Männer die Nahrungsaufnahme verweigern wollen, sei noch unklar. Derzeit leben 20 meist mehrfach verurteilte Gewalt- und Sexualverbrecher in dem besonders bewachten Trakt der JVA. Gutachter bescheinigen den Männern, auch nach Ablauf ihrer Haftzeit eine Gefahr für die Öffentlichkeit zu sein.

„Wir werden deeskalierend auf sie eingehen und hoffen, sie so zur Einsicht zu bringen“, sagte der Sprecher. Die Männer fordern Verbesserungen in ihren Lebensbedingungen und berufen sich auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Unter anderem fordern sie freien Damenbesuch, Bezahlfernsehen oder barrierefreien Zugang zum Internet.

Nach dem das Bundesverfassungsgericht im Mai geurteilt hatte, dass die Sicherungsverwahrung bis 2013 komplett neu zu regeln ist, gibt es Reformpläne bei Bund und Ländern: Täter schon in der Haft psycho- und sozialtherapeutisch behandelt werden. Die Karlsruher Richter kritisierten vor allem, dass die Unterbringung bislang zu sehr einer Haftstrafe ähnele. Niedersachsen plant deshalb bis 2013 den Neubau einer Anstalt für Sicherungs verwahrte in Rosdorf bei Göttingen.  (dpa)