Eon legt den Norden still

ARBEITSPLÄTZE Energiekonzern Eon will Kraftwerkstochter in Hannover ganz oder teilweise schließen. Verluste im Erdgasgeschäft und durch den deutschen Atomausstieg. Hunderte Arbeitsplätze bedroht

Eon will Anpassungen der Strategie und der Aufstellung des Unternehmens prüfen

Die Pläne zur Auflösung von drei zentralen Standorten des Energiekonzerns Eon in Deutschland haben die Gewerkschaften überrascht. Ver.di und die Industriegewerkschaft Bau, Chemie, Energie stehen einer Verschmelzung der Standorte München, Essen und Hannover auf die Konzernzentrale in Düsseldorf skeptisch gegenüber. Das sei kaum machbar, sagte Ver.di-Sprecher Christoph Schmitz am Montag. „Es ist schwer vorstellbar, dass solche Pläne ohne Abstriche durch den Aufsichtsrat gehen.“

Nach einem Bericht des Spiegels plant der Konzernvorstand unter dem Vorsitzenden Johannes Teyssen, die drei Standorte zu schließen. Darunter ist auch die Kraftwerkstochter in Hannover, die frühere Preussen Elektra (Preag). Von dem scharfen Schnitt wären laut Spiegel erneut mehrere hundert Beschäftigte betroffen. Schon bei der Sparrunde im Jahr 2009 hatte Eon in Deutschland 2.000 Arbeitsplätze abgebaut.

Ein Unternehmenssprecher erklärte lediglich, Eon würde „derzeit mögliche Anpassungen der Strategie und der Aufstellung des Unternehmens“ prüfen. Entscheidungen seien noch nicht gefallen. Er verwies auf die Pressekonferenz des Konzerns zu den Ergebnissen des zweiten Quartals am 10. August.

Eon soll wegen des Preisverfalls bei Erdgas ein Milliardenverlust drohen. Im ersten Quartal hatte der Konzern bereits ein Drittel weniger als im Vorjahr verdient. Die Stilllegung der Atomkraftwerke ist dabei aber noch nicht berücksichtigt.

Im Norden betrifft das drei Reaktoren: Unterweser ist nach dem Atomausstiegskonzept des Bundes bereits abgeschaltet worden, Grohnde und Brokdorf sollen 2021 stillgelegt werden. Sie gehörten früher zur Hannoveraner Preag. Der seinerzeit zweitgrößte deutsche Energiekonzern ging im Jahr 2000 zusammen mit anderen Versorgern in Eon auf. Jetzt droht der Tochter an der Leine nach elf Jahren unter dem Dach der Eon-Mutter selbst die Stilllegung. (dapd)

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