Glücklos von der Elbe an die Trave

WAHLKAMPF Hamburgs Ex-Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig soll Bürgermeisterin in Lübeck werden. Die CDU will sie gegen SPD-Titelverteidiger Bernd Saxe aufstellen, der eine dritte Amtsperiode anstrebt

Bei Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust fiel Dinges-Dierig 2008 in Ungnade

Eine Hamburger Christdemokratin könnte demnächst in der kleinen Hanseschwester Lübeck regieren. Ex-Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig und die ehemalige Bürgerschaftsabgeordnete Bettina Machaczek sind als Kandidatinnen im Gespräch. Der CDU-Fraktionschef in der Lübecker Bürgerschaft, Andreas Zander, bestätigte auf Anfrage der taz nord einen Bericht der Lübecker Nachrichten.

Die CDU wolle bei der Direktwahl des Bürgermeisters am 6. November mit einem „überzeugenden Personalvorschlag“ gegen Amtsinhaber Bernd Saxe (SPD) antreten, so Zander. Der 57-Jährige wurde seit 2000 zwei Mal gewählt und tritt für eine dritte Amtsperiode an. Bisher haben nur die Grünen einen Gegenkandidaten aufgestellt: den Lübecker Richter und Landtagsabgeordneten Thorsten Fürter.

Nach Einschätzung Zanders verfügt die 58-jährige Dinges-Dierig „über reichlich Erfahrung mit Behörden und Verwaltungen“. Als Schulsenatorin in Hamburg zwischen 2004 und 2008 habe sie sich „viele Verdienste“ erworben.

Tatsächlich stand die eher glücklos agierende und auch in der eigenen Partei umstrittene Dinges-Dierig für Notenzwang und Leistungsideologie. Bei Bürgermeister Ole von Beust (CDU) fiel sie kurz vor der Wahl 2008 in Ungnade, als sie Coca-Cola-Reklame an Schulen erlauben und an Gymnasien den Unterricht am Samstag wiedereinführen wollte.

Die Studienrätin wurde zwar in Lübeck geboren, hat danach mit der Stadt aber nichts mehr zu tun gehabt. Seit ihrem Ausscheiden aus der Hamburger Bürgerschaft im März dieses Jahres wohnt sie in Timmendorfer Strand. Sie war am Montag nicht zu sprechen. Zander hofft bis Mitte August auf eine Zusage von Dinges-Dierig: „Wir sind mit den Gesprächen so gut wie durch.“ In der Hinterhand hat er sonst noch die 49-jährige Bettina Machaczek. Die bestätigte Gespräche mit den Lübecker Parteifreunden, wollte sich zu Einzelheiten aber nicht äußern. SVEN-MICHAEL VEIT