Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

In der nächsten Woche ist es fünfzig Jahre her, dass in Berlin die Mauer gebaut wurde. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag, den 13. August wurde der Ostsektor Berlins hermetisch abgeriegelt, was für den Westsektor hieß, dass jetzt jede Himmelsrichtung Osten hieß und die Stadt nur noch über spezielle Transitwege zugänglich war. Für den Osten hieß es: kein Ausgang, nirgends. Ein mythischer Ort jener Mauerjahre, die nun fast schon wieder so lange vorbei sind, wie sie überhaupt gedauert haben, war der Bahnhof Friedrichstraße: ein Labyrinth, das nicht mal von Agenten ganz durchschaut wurde. Denn durch den Bahnhof lief nicht nur der alltäglich westöstliche S-Bahn- und Fernbahn-Transitverkehr. Durch geheime Tunnel und Schleusen konnten auch Agenten unbemerkt aus- und einreisen. Eine Stahlwand trennte den S-Bahn- vom Fernverkehr und in der Apsis des Bahnhofglasdachs stand bewaffnete Volkspolizei. Seit 1962 gab es auf der Ostseite die Ausreisehalle aus Glas, die der Volksmund bald Tränenpalast nannte. Jene Zeiten kann man nun noch einmal nachvollziehen, denn im Zuge der Jubiläumsveranstaltung befasst sich vom 5. bis 13. August im Bahnhof Friedrichstraße die Ausstellung „Der geteilte Bahnhof“, der den umtriebigen Berliner Bahnknotenpunkt noch einmal mit einer Installation zur historischen Bühne macht. In der Nacht des Mauerbaus haben dann der Regisseur Georg Piller und die Schauspielerin Lale Weisshaar Spielszenen zum Thema einstudiert. Auch andere Plätze in der Stadt widmen sich diesem Jubiläum. So kann man auch historisch-politische Kanufahrten zwischen den Nachbarbezirken Kreuzberg und Friedrichshain unternehmen, die bis 1989 füreinander unerreichbar waren. Die Fahrten werden von der Künstlergruppe Varsity of Maneuvers organisiert. Anmeldung unter Tel. 50 58-52 33 oder -46.

■ „Der geteilte Bahnhof“: Bahnhof Friedrichstraße, 5.–13. August ■ „Sperrzone Spree – Kanufahrten“: ab 5. August ■ www.kreuzbergmuseum.de, www.50JahreMauerbau.de