Beatles umsonst und draußen

Der lange geplante Beatles-Platz wird gebaut: An der Ecke Große Freiheit / Reeperbahn werden ab Mitte 2008 überdimensionale Beatles-Skulpturen auf einer überdimensionalen Schallplatte stehen

VON KLAUS IRLER

An diesem grauen Montagmittag auf der Reeperbahn besteht die hohe Kunst der Anteilnahme darin, über das Übliche hinaus zu gehen. Das Übliche, das ist die Luftgitarre: Man kann sie im Stehen spielen, im Anzug sowieso, und erkannt wird sie sofort. Unüblich dagegen ist die Lufttrommel, gespielt mit gebeugtem Rücken und unter Verzicht auf Bassdrum und Becken. Aber egal. Schließlich ist es ein spontanes Freudenkonzert, denn diese Band ist die Beatles-Platz-Anschieber-Combo. Es ist das Vorprogramm. Der Hauptact folgt dann in etwa einem Jahr und heißt: The Beatles. Aus Edelstahl gefertigt, inklusive des nur kurzzeitigen Beatles-Mitglieds Stuart Sutcliffe.

Es hat nun also geklappt: Hamburg bekommt einen Beatles-Platz, und zwar dort, wo die Große Freiheit auf die Reeperbahn trifft. Der Platz wird aus der Vogelperspektive aussehen wie ein Plattenteller und es wird schwarzer Granit verlegt, so dass der Eindruck von Plattenrillen entsteht. Die Beatles werden dann als überlebensgroße Skulpturen dastehen und von unten angestrahlt. Die Besucher des Platzes können sich in die Skulpturen hineinstellen, außerdem wird sich der Schallplattenrand auf der einen Seite etwas erhöhen, so dass Sitzflächen entstehen. „Ich glaube, dass das berühmteste Platz Hamburgs wird“, sagt Markus Schreiber, der Leiter des Bezirksamtes Hamburg-Mitte, der in der Anschieber-Band die Lufttrommel spielt. Außerdem sagt er: „So blöd kann man eigentlich gar nicht sein, dass man das Thema so lange nicht aufgegriffen hat.“

Denn die Beatles haben im Zeitraum zwischen 1960 und 1962 neun Monate in Hamburg verbracht. In denen haben sie viel gespielt, in den Clubs an der Großen Freiheit, und sich als Band gefunden. Dass die Beatles im Indra, dem Kaiserkeller, dem Top Ten und vor allem dem Star Club auftraten, ist mittlerweile durchaus einem größeren Publikum bekannt – nur ein größeres Denkmal, das stand noch aus. Im Frühjahr 2008 ist nun Baubeginn für den Beatles-Platz, im Sommer darauf soll er eröffnet werden. Die Baukosten werden auf 500.000 Euro veranschlagt.

Initiiert wurde das Projekt 2001 vom Radiosender Oldie 95, außerdem schoben der Medienunternehmer Frank Otto und Uriz von Oertzen von der Interessengemeinschaft Beat-City den Beatles-Platz an. Anfangs sollte der Platz noch ausschließlich mit privatem Geld finanziert werden, nun aber ist eine Public Private Partnership daraus geworden: 50 Prozent übernimmt die öffentliche Hand und 50 Prozent kommen von Privatleuten. Einmütig beschloss die SPD-GAL-Koalition in Hamburg-Mitte, 50.000 Euro aus den Mitteln der Bezirksversammlung zuzuschießen, weitere 25.000 Euro kommen vom Bezirksamt Mitte, den Rest zahlt CDU-Stadtentwicklungssenator Axel Gedaschko.

Was dessen Verbindung zu den Beatles ist? „Sie gehörten zu zum Leben und den Partys dazu“, sagt er. „Bei ‚Hey Jude‘ wusste man immer: Jetzt oder nie.“