Druck auf Bush nimmt zu

Weißes Haus berät über Neuausrichtung der Irakpolitik. Rufe nach Truppenrückzug werden lauter

WASHINGTON afp ■ Der Druck auf US-Präsident George W. Bush für eine Neuausrichtung seiner Irakpolitik wächst. Angesichts der anhaltenden Gewalt und fehlender politischer Fortschritte im Irak werde im Weißen Haus über einen möglichen Abzug von Truppen beraten, berichtete die New York Times gestern. Ranghohe Berater des Präsidenten befürchten dem Bericht zufolge, dass die Unterstützung für den Irakeinsatz in Bushs Republikanischer Partei weiter schwinde.

Beschleunigt wurde die Debatte offenbar durch die Arbeit an einem Zwischenbericht zu den Ergebnissen des Irakeinsatzes, den die Regierung auf Verlangen des Kongresses bis Mitte Juli vorlegen muss. Wie die Washington Post am Sonntag unter Berufung auf einen Entwurf berichtete, stellt der Bericht fest, dass die irakische Regierung alle von Bush und vom US-Kongress formulierten Zielvorgaben in Politik- und Sicherheitsfragen verfehle. Der Zeitung zufolge kommt der Bericht auch zu dem Schluss, dass die Zahl der im Irak getöteten US-Soldaten weiter steigt, die Gewalt sich auf immer größere Teile des Landes erstreckt und sich die Glaubensgemeinschaften immer stärker bekriegen.

Die New York Times zitierte einen Beamten mit der Einschätzung, dass die Lage für Bush in der Auseinandersetzung über den Einsatz „ziemlich düster“ aussehe. Das Weiße Haus halte eine weitere Erosion für „wahrscheinlich“. Deswegen werde darüber beraten, ob Bush nicht schon früher den Beginn eines partiellen Truppenabzugs bekannt geben solle. Iraks Außenminister Sebari hat indes vor einem zu schnellen Abzug der US-Truppen gewarnt. Ein solcher könne zu einer weiteren Gewalteskalation führen.