Seine Rolle nicht kapiert

Ex-Regierungschef Diepgen gibt Tipps zur Flüchtlingspolitik

VON BERT SCHULZ

Eberhard Diepgen sollte einfach mal taz lesen. Vergangene Woche hat da sein Nachfolger im Amt des Regierenden Bürgermeisters einen vielleicht wenig überraschenden, aber dennoch klugen Satz gesagt: „Ich fand es nie sehr hilfreich, wenn Ehemalige vermeintlich gute Ratschläge gegeben haben“, befand Klaus Wowereit. Und Diepgens Idee, Flüchtlinge im Internationalen Congress Center (ICC) und in Containern auf dem Tempelhofer Feld unterzubringen, war nicht hilfreich. Weder für die Debatte noch für ihn.

Inhaltlich ist das Quatsch. Auf dem Feld ist seit dem erfolgreichen Volksentscheid im Mai selbst vermeintlich kurzzeitige Bebauung so gut wie unmöglich. Und das ICC ist bekanntermaßen asbestverseucht. Selbst Diepgens Parteifreunde – Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer und Sozialsenator Mario Czaja – haben deswegen den Vorschlag irritiert zurückgewiesen.

Mehr als peinlich

Für den einstigen CDU-Granden ist das mehr als peinlich, denn er wurde erst Anfang letzter Woche nach fast 15 Jahren aus dem Nichts auf die politische Bühne zurückgeholt, wenn auch nur in einer kleinen Nebenrolle: Mit drei Exsenatoren soll er im „Beirat für Zusammenhalt“ Konflikte zwischen Flüchtlingen und Anwohnern lösen. Nach seinen abstrusen Vorschlägen ist kaum vorstellbar, dass er diese Aufgabe noch einigermaßen überparteilich erfüllen kann.

Senator Czaja, dessen Idee der Beirat war, darf sich nun überlegen, wie er den überengagierten Diepgen – der sich offenbar schon in einer Rolle als Nebensenator sah – wieder ins politische Nichts zurückbeordert.

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