Drei Töpfchen bleiben

In Schleswig-Holstein ignorieren viele Eltern die Schulform-Empfehlung nach Klasse vier

Da können Bildungsforscher noch so häufig erklären, dass Schulformempfehlungen nach Klasse 4 stark von der sozialen Herkunft abhängen und nur eine zeitlich begrenzte Verlässlichkeit haben: Schleswig-Holstein wird daran trotzdem festhalten. Das teilte das Kieler Bildungsministerium gestern auf Nachfrage der taz mit.

Eltern schlügen Empfehlungen für Viertklässler oft in den Wind, war tags zuvor berichtet worden. Von fast 30.000 Viertklässlern im Land sind nach Zahlen des Ministeriums nur knapp 15 Prozent fürs neue Schuljahr zur Hauptschule angemeldet. Ginge es nach den Empfehlungen der Grundschullehrer, wären es fast 25 Prozent. Auch gehen voraussichtlich 32 Prozent der künftigen Fünftklässler zur Realschule, die aber 40 Prozent empfohlen wurde. Dafür kommen fast 40 Prozent nach den Sommerferien aufs Gymnasium, obwohl nur 33 Prozent dafür eine Empfehlung bekommen haben. Elf Prozent werden die Gesamtschule besuchen.

Schleswig-Holstein weist auf die Unterscheidung zwischen Hauptschul- und Realschulempfehlungen hin, obwohl die eigenständige Hauptschule 2008 mit Einführung der Regionalschule abgeschafft werden soll. Künftig sollen die 5. und 6. Klassen dort zusammen lernen. Laut Ministeriumssprecher Sven Runde soll es die verschiedenen Empfehlungen auch künftig geben. Denn das auf acht Jahre verkürzte Gymnasium werde für Kinder mit Hauptschul-Empfehlung zu schwierig. Ihnen bleibt der Weg, auf der Gemeinschaftsschule Abitur zu machen. KAJ