steigende mieten
: Der Vergleich hinkt

Wieder sind die Mieten in Berlin gestiegen. Und zwar um durchschnittlich knapp 6 Prozent in den vergangenen zwei Jahren. Kein Grund zur Sorge für die Bausenatorin: Gemessen an den Mieten anderen deutschen Metropolen sei der Anstieg „moderat“. Wie ein Durchschnittswert doch den Blick auf individuelle Entwicklungen verstellen kann: „Eklatant“ wäre die wohl angemessenere Bewertung gewesen.

KOMMENTAR VON VEIT MEDICK

Plötzlich vergleicht sich Berlin also mit München und Hamburg. Vergessen scheint der viel beschworene Sonderstatus, mit dem der Senat ansonsten in alle Richtungen wuchern will. Ob das der gigantische Schuldenberg ist, den das Bundesverfassungsgericht mit abtragen soll, das Teilungsschicksal oder die Wissenschaftsexzellenz – immer heißt es: Wir sind unvergleichlich.

Ausgerechnet beim Thema Wohnkosten soll das anders sein. Dabei wäre es gerade hier angebracht, auf die hauptstädtische Einzigartigkeit zu verweisen. Schließlich sucht die Berliner Sozialstruktur wahrlich ihresgleichen. In welcher deutschen Großstadt sind die Einkommen so gering, die Transferleistungsempfänger so zahlreich und ist die ethnische Zusammensetzung so heterogen? Dass Mieterhöhungen hier anders wirken als in der glamourösen Welt der Weißwurstliebhaber und Medienschaffenden, sollte auch der Bausenatorin nicht entgangen sein.

Mancher mag anmerken, 6 Prozent in zwei Jahren lägen doch kaum über der Inflationsrate. Doch wer den Mietspiegel aufmerksam liest, bemerkt die kritischen Details: So schultern Singles in Randbezirken wie Marzahn und Problemstadtteilen wie Neukölln deutlich mehr. Es sind die kleinen Wohnungen in als „einfach“ eingestuften Gegenden, die mit einem saftigen Aufschlag bis zu 14 Prozent bedacht wurden. Und damit trifft es häufig genau jene, die am wenigsten Geld haben.