Eier von intakten Hühnern

AMPUTATION In einem Pilotversuch sollen Alternativen zum Schnäbelkürzen bei Hennen gefunden werden. Das Land Niedersachsen unterstützt diesen mit 500.000 Euro

Damit sich Legehennen im Stall nicht gegenseitig tot picken, wird bisher ein Stück vom Schnabel amputiert. Wenige Millimeter entfernen die Landwirte mit einem Laser. Eine schmerzhafte Prozedur, da durch den Schnabel Nervenbahnen laufen, kritisieren Tierschützer – und der niedersächsische Landwirtschaftsminister. Christian Meyer (Grüne) will die Praxis ab 2017 in Niedersachsen verbieten und unterstützt einen Pilotversuch der Tierärztlichen Hochschule Hannover und der Hochschule Osnabrück mit 500.000 Euro.

In einem Modell-Mastbetrieb in Lohnde leben seit dem Sommer rund 100.000 Hennen in 20 Herden – alle mit intaktem Schnabel. Die Hochschulen untersuchen unter den immer gleichen Bedingungen, welchen Einfluss UV-Licht, das Futter oder Beschäftigungsmöglichkeiten wie Pickblöcke oder Maiskörner auf das Verhalten der Hühner haben.

Das Schnäbelkürzen sei eigentlich als Ausnahme gedacht gewesen, sagt Meyer. Heute würden jedoch 90 Prozent der Legehennen in der konventionellen Boden und Freilandhaltung einen Schnabel kürzer gemacht. Bio-Hennen bleiben seit jeher unversehrt.

Bei dem Pilotprojekt gebe es bisher „kaum Federpicken“, sagte ein Ministeriumssprecher der taz. Konkrete wissenschaftliche Ergebnisse gibt es aber noch nicht. Dafür legen die Hennen jetzt Eier. Die können Kunden ab sofort bei Rewe und ab Anfang des Jahres bei Edeka Minden-Hannover kaufen – für drei Cent mehr pro Ei.

„Erstmals sehen wir von Seiten der Händler eine Beteiligung an Maßnahmen zum Tierwohl“, sagt der Vorsitzende der niedersächsischen Geflügelwirtschaft, Friedrich-Otto Ripke, zufrieden. Ohne den erklärten Willen der Unternehmen, die Eier trotz eines höheren Preises zu verkaufen, wären die deutschen Eierproduzenten nicht länger wettbewerbsfähig, sagt Ripke.

Auch die Vorsitzende des Tierschutzbundes Niedersachsen, Vera Steder, zeigt sich mit der Versuchsreihe zufrieden. Die zeige, dass das Kürzen nicht nötig sei: „Nicht die Tiere sollten an das Stallsystem angepasst werden, sondern umgekehrt.“  REA