Landespolitiker verurteilen Hausbesuch

LINKE SZENE CDU und SPD stellen sich hinter Bezirksbürgermeisterin Herrmann. Piratin verteidigt Aktion

So viel Solidarität erfährt Monika Herrmann (Grüne), Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, sonst selten: Nicht nur der grüne Landesverband, auch Politiker anderer Parteien verurteilten am Montag, dass Flüchtlingsunterstützer in Herrmanns privates Wohnhaus eingedrungen waren. „Man muss ja nicht alles richtig finden, was Frau Herrmann politisch verantwortet, aber das Eindringen in ihre Privatsphäre ist völlig inakzeptabel und nicht zu rechtfertigen“, sagte etwa der Generalsekretär der CDU Berlin, Kai Wegner.

Eine sich selbst als „Autonome Zelle Umzug“ bezeichnende Gruppe hatte im Flur von Herrmanns Kreuzberger Wohnhaus am Sonntag Umzugskartons aufgetürmt, Bilder von Flüchtlingsbooten aufgehängt und Sprüche an die Wand geschrieben. Auch der SPD-Landeschef Jan Stöß verurteilte die Aktion. „Gewalt darf kein Mittel der politischen Auseinandersetzung in unserer Demokratie sein“, ließ er verlauten. Die zunehmende Tendenz, politisch Verantwortliche in ihrem Wohnumfeld anzugreifen und als Personen zu verfemen, dürfe niemanden kalt lassen. „Dass das Schicksal von Flüchtlingen als Legitimation für solche hirnlosen Angriffe missbraucht wird, ist besonders zynisch“, so Stöß.

Eine Abgeordnete der Piraten im Bezirksparlament Friedrichshain-Kreuzberg verteidigte den Hausbesuch dagegen. „Es ist keinerlei Bedrohung von Frau Herrmann durch die Aktion erkennbar, und nach den Bildern ist es auch kein schlimmer Vandalismus“, schreibt Jessica Zinn. Sie bezeichnet die Aktion als „harmlos“ und die Kritik an Herrmann als „berechtigt“. Andere Piraten wiederum verurteilten den Hausbesuch durchaus. So wünschte Martin Delius, Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Herrmann via Twitter: „Trotz allem Streit: Viel Kraft“.

ANTJE LANG-LENDORFF

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