DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Nicht schön

WAS SAGT UNS DAS? YouTuberinnen wollen nicht auf ihr Äußeres reduziert werden

Eine sachliche Diskussion sucht man meist vergebens. Die Kommentare unter YouTube-Videos sind nicht sachlich, sondern persönlich. Einer sachlichen Auseinandersetzung dienen sie selten. Vor allem in den Kommentaren zu den Videos von YouTuberinnen gibt es einen recht unschönen Trend: Sexistische Bemerkungen, die die Frauen, die sich in den Videos zeigen, auf ihr Äußeres reduzieren.

Egal ob die YouTuberinnen über Politik oder Musik sprechen oder auch Comedy machen, als Erstes wird ihr Aussehen analysiert – so in der Art: „Der Lippenstift ist voll übertrieben.“ „Der Lidschatten ist farblich gar nicht mit dem Oberteil abgestimmt.“ Auch Frauen halten sich mit oberflächlicher Kritik an anderen Frauen nicht zurück. Einige männliche Nutzer schreiben ungehemmt darüber, sie flachlegen zu wollen, oder bezeichnen die Beine einer Moderatorin als „saftig“. Als ob Frauen ein bloßes Stück Fleisch wären.

Marie Meimberg hat genug davon. Die YouTuberin hat gemeinsam mit 30 anderen Frauen ein Protestvideo gemacht. Der Titel: „Ich bin #nichtschön“. Die Botschaft: Wir haben mehr zu bieten als unsere Schönheit. Wir sind zum Beispiel selbstironisch, wissbegierig, undiszipliniert, kreativ, humorvoll, sozial, orientalisch – alle diese Zuschreibungen werden im Video genannt. Geklickt wurde es schon mehr als 80.000 Mal.

Es ist nicht das erste Mal, dass Frauen im Netz auf Alltagssexismus aufmerksam machen. Anfang 2013 produzierte #aufschrei in den sozialen Netzwerken so ein großes Echo, dass es auch in klassischen Medien eine Sexismusdebatte entfachte. Und Aufmerksamkeit bekam auch das US-amerikanische #GamerGate, das weibliche Herabwürdigungen in der bislang von Männern dominierten Gamer-Szene thematisierte.

All diese Internetphänomene zeigen, dass es selbst im Jahr 2014 noch keine Selbstverständlichkeit ist, Frauen in mehreren Dimensionen zu sehen. Und warum müssen wir überhaupt immer schön sein? NOP