IM COMPUTERSPIELEMUSEUM
: Kriegen wir hin

Einer der Halbstarken zerrt den Papa zu einer Tastatur

Überall flackern Bildschirme. Vor den bunten Monitoren ist ein Relikt aus der Vergangenheit installiert: ein roter Schaltknüppel, passgenau ins matt schwarz glänzende Gehäuse eingearbeitet, mit zwei formvollendeten, runden roten Tasten. „Der Competition Pro“, flüstert jemand ehrfurchtsvoll – die Mutter aller Joysticks. So sieht es zumindest die Generation, die zwischen den Achtzigern und Neunzigern ihre Freizeit verdaddelte, ob nun mit „Prince of Persia“ oder „Pac-Man“.

Manche machten Bodybuilding, andere beförderten den Muskelaufbau bei Atari, Commodore und Amiga, in deren Jump-’n’-Run-Welten. Wenn die eigenen Eltern nicht von der Notwendigkeit dieser Sportmaßnahme zu überzeugen waren, fand sich doch der ein oder andere übergewichtige Nachbar, bei dem man dem Spieltrieb im verdunkelten Hobbykeller ungestört nachgehen konnte.

Im Computerspielemuseum auf der Karl-Marx-Allee finden sich dementsprechend viele Väter ein, die gemeinsam mit ihren Söhnen freudig die Vergangenheit am Ausstellungsgerät bewältigen. Eine Statistik an der Wand bekräftigt, dass vom 10. bis zum 15. Lebensjahr und jenseits der 30 die Affinität zur virtuellen Weltenbummlerei am größten sei.

Also streifen Vater und Sohn umher und erkunden die Historie von Joystick, Spiel und Konsole, dessen Urtypus, die „Brown Box“ (Baujahr 69) in einem der Schaukästen leuchtet. Einer der Halbstarken zerrt den Papa zu einem Exponat mit Tastatur. Die Augen des Mittdreißigers beginnen zu leuchten – „Monkey Island“, ein Adventure aus dem Jahr 1992, was zum Puzzeln. Während der Sohnemann bald weiterzieht, ist der Papa noch eine halbe Stunde später tief ins Spiel versunken. Neben ihm baut sich ein interessierter Altersgenosse auf und sagt: „Scheiße, die Stelle kenn ich, kriegen wir hin.“ Finger huschen über die Tastatur, dann strahlen die beiden Veteranen.

JAN SCHEPER