Gute Idee, mehr leider nicht

Das Portal ist nichts als eine Farce

VON KRISTINA PEZZEI

Wir dürfen uns beteiligen, juchau! Wir werden gehört, wir Wählerinnen und Wähler sind wichtig! Ein Klick ins Netz, Frage an den uns interessierenden Politiker geschickt, schon ist der Draht hergestellt. Weil es einen guten Eindruck macht, antworten die Wahlkämpfenden ausführlich, persönlich und schnell – so jedenfalls gaukeln es die Initiatoren von Abgeordnetenwatch vor. Die Idee ist in der Tat reizvoll: Wahlverdrossenheit, Politikerblasen, Klassendenken – alles aufgehoben mit einem virtuellen Fragespiel. Leider ist sie schlecht umgesetzt. Vor allem ist der Weg hin zu einem neuen Miteinander von Politik und Wahlvolk weit und steinig.

Ein Blick auf die Seite nimmt die Anfangseuphorie: Ehre den Ehrenamtlichen, aber dieser Internetauftritt schreckt ab, so grau ist er gestaltet. Da wäre mehr Pepp drin! Erste Fragen und Antworten bestätigen dann die gängigen Klischees: Die Bürgerinnen und Bürger sorgen sich mehr um die schlecht gespitzten Bleistifte in ihrer Schule als ums Gemeinwohl. Und die Politiker antworten auf die kleinen Sorgen mit dem großen, schwammigen Parteisprech.

Suche nach Solidarität

Nötig in unserer Gesellschaft ist ein Mentalitätswandel: ein Gefühl für Gemeinschaft, mit Vertrauen füreinander. Tatsächlich herrscht Misstrauen auf allen Ebenen. Politiker wollen sich ihre Macht sichern, Wähler mosern herum und denken maximal bis zu ihrer Grundstücksgrenze. Leider ist an diesen Vorwürfen viel dran. Es bedürfte einer versammelten Kraftanstrengung, sie aufzubrechen. Solange das nicht passiert, bleibt das Portal eine Farce.