Atom-Störfälle: Hannover attackiert Kiel

FDP-Ressortchef Sander wirft SPD-Ministerin Trauernicht vor, die Pannen im AKW Krümmel zu instrumentalisieren

Hat das schleswig-holsteinische Sozialministerium dem niedersächsischen Umweltministerium Informationen über die Störfälle in den Atomkraftwerken in Brunsbüttel und Krümmel verweigert, damit die Öffentlichkeit glaubt, die Atomenergie sei gefährlich? „Empört“ wies das Ministerium von Gitta Trauernicht (SPD) gestern die Behauptung des hannoverschen Ressortchefs Hans-Heinrich Sander (FDP) zurück, die Kieler „Hausspitze“ habe den Informationsfluss Richtung Süden nach dem 6. Juli mit einem „Maulkorb-Erlass“ untersagt. An diesem Tag waren in der Presse weitere Probleme beim Störfall im AKW Krümmel bekannt geworden.

„Eine solche Anweisung gab und gibt es nicht“, schreibt der Kieler Staatssekretär Hellmut Körner Richtung Hannover und präsentierte Daten über den Mailverkehr zwischen den beiden für die Atomaufsicht zuständigen Häuser. Die von Körner genannten E-Mails hätten einen anderen Zusammenhang betroffen, behauptete prompt das Sander-Ministerium, und im Landtag zu Hannover gab es heftigen Streit über das Thema.

Später ging der Atombefürworter Sander sogar noch weiter. Er habe „den Verdacht, dass die SPD die Störfälle politisch benutzt hat, um den Ausstieg aus der Kernenergie zu rechtfertigen“, sagte er der DPA. Trauernicht habe durch ihre mangelhafte Informationspolitik mit den Ängsten der Bevölkerung gespielt – obwohl die beiden Pannen der niedrigsten Kategorie meldenswerter Vorfälle zuzuordnen seien.

Sander erklärte weiter, er habe sich eine sachlichere Herangehensweise Trauernichts gewünscht. Ihm dränge sich „der Verdacht auf: Wenn ich nicht informiere, habe ich etwas zu verbergen.“ KSC