Moscheegegner marschieren wieder

Erneut protestiert die Heinersdorfer Initiative gegen den Bau der Ahmadiyya-Moschee. Unter den 600 Teilnehmern sind auch Neonazis, die Ausschreitungen provozieren. 25 Personen festgenommen, darunter auch fünf linke Gegendemonstranten

VON CATALIN GAGIU

Vor der Baustelle der Ahmadiyya-Moschee im Pankower Ortsteil Heinersdorf haben sich rund 400 Menschen versammelt. Es regnet. Durch die Menschenmenge geht eine Frau. Sie hat sich mit einer dunkelblauen Burka den Körper und das komplette Gesicht verdeckt. Ihre Augen sind nicht zu sehen. Die Frau hält ein Plakat hoch: „Nein zur Scharia!“

Für den Mittwochabend hatte die Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger e. V. (IPAHB) zu einer Demonstration gegen den Bau der Moschee in der Tiniusstraße aufgerufen. Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde, die als liberal gilt, will für ihre 250 Berliner Mitglieder bis zum Sommer 2008 ein Gebetshaus errichten. Vor wenigen Tagen begannen die Endarbeiten auf dem Gelände. Die Bürgerinitiative protestiert seit etwa einem Jahr mit Demonstrationen und Unterschriftenaktionen gegen den längst beschlossenen Bau der Moschee. Ihre Mitglieder fürchten eine „Islamisierung des Stadtteils“. Sie werfen der Bezirksverwaltung vor, den Wählerwillen zu ignorieren.

Unter den Klängen von Pink Floyds „Another Brick in the Wall“, die von einem vorfahrendem Laster dröhnen, geht es gegen 19.30 Uhr von der Tiniusstraße los. Nach Angaben der Polizei nehmen zwischenzeitlich rund 600 Menschen an der Demo teil, die zunächst friedlich verläuft. Die Mehrheit der Demonstranten ist eher älteren Semesters, viele Rentner sind gekommen. Doch unter die Protestierer mischen sich auch rund 30 Neonazis, erkennbar an ihrer dunklen Kleidung, ihren Kurzhaarfrisuren und Tätowierungen – trotz der Beteuerung des Veranstalters, der sich im Vorfeld der Demo vom rechtsextremen Milieu distanziert hatte. In gleicher Reihe geht auch Joachim Swietlik, Vorsitzender der IPAHB. Gegenüber der taz ist er zu keiner Stellungnahme bereit. Mit dabei ist auch Rene Stadtkewicz, Mitglied des Vorstand des CDU-Kreisverbandes Pankow. Er könne nichts dafür, so der CDU-Politiker zur taz, dass Ultrarechte seine Positionen vertreten. Auch den übrigen Demonstranten scheint die Anwesenheit der Rechten wenig auszumachen.

Verschiedene Pankower Antifa-Gruppen haben zu einer Gegenkundgebung aufgerufen: Etwa 80 schwarz gekleidete junge Aktivisten und ein einige Rentner sind auf den Garbatyplatz zusammengekommen, um „Für ein weltoffenes Pankow“, einzustehen. Als der Demozug der Moscheegegner um 20.30 Uhr die Gegenkundgebung erreicht, kommt es zu Ausschreitungen: Vom Demosprecher angeheizt – „Lasst uns Ihnen zeigen, was wir Heinersdorfer wollen“ –, versuchen einige glatzköpfige Demonstranten den Polizeiring zwischen den Lagern zu durchbrechen. Sie gehen auf die Polizisten los.

Doch der Polizei, die mit rund 300 Beamten vor Ort ist, gelingt es rasch, die Lage zu beruhigen. Sie nimmt fünf junge Männer vorübergehend fest. Ihnen wird Körperverletzung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und und das Zeigen von verfassungsfeindlichen Symbolen vorgeworfen. Auch im linken Lager werden kurz darauf fünf Personen festgenommen; vorgeworfen werden ihnen Widerstand gegen die Staatsgewalt, Beleidigungen sowie Verstöße gegen das Vermummungsverbot.

Gegen 21.30 Uhr löst sich der Protestzug auf. Bei der Abschlusskundgebung vor dem Rathaus Pankow versuchen die Gegner des Moscheebaus, ihre Forderungen nach einem Baustopp noch einmal zu verdeutlichen.

Auch nach Auflösung der Demonstration kommt es zu weiteren Zwischenfällen. Rund 15 junge Männer, die laut Polizei dem rechten Spektrum zuzuordnen sind, gehen auf zwei linke Aktivisten los und prügeln auf sie ein. Gegen sie wird nun wegen schweren Landfriedensbruchs ermittelt, da sie sich gemeinsam als Gruppe an einer gewalttätigen Ausschreitung beteiligt hätten, so die Polizei.