Stimmung in Grohnde „am Boden“

ENERGIEWENDE Eon-Beschäftigte sorgen sich wegen des geplanten Konzernumbaus um ihre Arbeitsplätze. Betriebsratschef wirft Management verfehlte Politik vor

Die Pläne zur Aufspaltung des Energiekonzerns Eon stoßen nicht nur bei Oppositionsparteien und Umweltschützern auf Kritik. Auch Beschäftigte in Kraftwerken, die künftig in ein eigenes Unternehmen ausgelagert werden sollen, sind besorgt. Bei den Mitarbeitern des von Eon betriebenen Atomkraftwerks Grohnde im Kreis Hameln-Pyrmont sei die Stimmung „am Boden“, berichtete gestern die lokale Deister- und Weserzeitung.

Der Grohnder Betriebsratsvorsitzende Thomas Gerl wirft dem Konzern eine verfehlte Unternehmenspolitik vor, die nun durch den Radikalumbau korrigiert werden solle. „Ich persönlich fühle mich schon betroffen, dass Mitarbeiter unter dem Größenwahn mancher Vorstände heute leiden müssen“, sagte Gerl dem Blatt. Er bezog sich dabei auf Milliardensummen, die Eon in Spanien versenkt und in Italien fehlinvestiert habe.

Vor zehn Jahren war der damalige Eon-Chef Wulf Bernotat in großem Maßstab auf Shopping-Tour im Ausland gegangen. Für 55 Milliarden wollte er den spanischen Energie-Dienstleister Endesa kaufen – der Deal scheiterte jedoch. Für Minderheitsbeteiligungen in Spanien, Italien und Frankreich blätterte Eon zehn Milliarden Euro hin. Das Geschäft erwies sich als Flop. Das in Deutschland erwirtschaftete Geld hätte Bernotat besser im Land investiert, statt auf „Einkaufstour zu gehen und als Global Player aufzutreten“, findet Gerl.

Konkret befürchten die Beschäftigten, dass bei einem Verkauf der Atom-, Kohle- und Gassparte in Grohnde und an anderen Kraftwerksstandorten Arbeitsplätze verloren gehen oder die Arbeitsbedingungen schlechter werden. Eon will diese Bereiche bereits 2015 abstoßen, zu möglichen Auswirkungen auf einzelne Standorte aber noch nichts Genaues sagen. Nur so viel: Die neue Konzern-Strategie sei „mit keinem Personalabbau-Programm“ verbunden.

Gerl kündigte an, dass es am Mittwoch in Grohnde eine Betriebsversammlung geben wird. Dabei würden die Eon-Pläne „sicher Hauptthema sein“. Außer dem AKW Grohnde betreibt Eon im Norden noch das Atomkraftwerk Brokdorf.  REIMAR PAUL